- Umfrage zeigt: Viele Menschen fühlen sich im Energiemarkt nicht geschützt.
- vzbv-Vorständin anlässlich des Deutschen Verbrauchertags am 26. September 2022: Politik muss Sicherheitsnetz für den Winter spannen.
- Der vzbv begrüßt, dass die Bundesregierung Strom- und Gassperren verhindern will und fordert eine zügige gesetzliche Regelung sowie schnelle wirksame Entlastungen für die Verbraucher:innen.
Angesichts dramatisch steigender Gas- und Strompreise fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ein Sicherheitsnetz für Verbraucher:innen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Nötig ist das Aussetzen von Strom- und Gassperren. Angekündigte Entlastungen müssen schnell und wirksam bei den Menschen ankommen. Der vzbv diskutiert beim heutigen Deutschen Verbrauchertag mit Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke und weiteren Gästen den Umgang mit der Krise. Die Veranstaltung wird als Livestream auf YouTube, Twitter und vzbv.de übertragen.
„Wir steuern im Winter auf eine dramatische Lage zu. Angesichts explodierender Preise ist zu befürchten, dass viele Haushalte ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Diesen Menschen drohen dann Energiesperren, im Klartext heißt das, dass ihnen der Strom oder gar die Heizung abgestellt wird. Es ist völlig unverständlich, warum die Bundesregierung immer noch kein Sicherheitsnetz für diese Menschen gespannt hat. Zumal nicht klar ist, wann mit welchen Entlastungen zu rechnen ist. Die Politik muss Wort halten und folgende drei Punkte schnellstens umsetzen: Ein Moratorium für Strom- und Gassperren, an die Preisentwicklung angepasste finanzielle Hilfen für Verbraucher:innen sowie eine wirksame Deckelung der Gewinne der Energieunternehmen“, so Ramona Pop, Vorständin des vzbv.
Pop weiter: „Ziel muss es sein, die Preisexplosion abzufedern. Anbieter dürfen sich in der Krise nicht auf Kosten der Verbraucher:innen eine goldene Nase verdienen. Das wissen wir seit Monaten, der Winter steht nun vor der Tür. Wir werden unsere Werkzeuge der Rechtsdurchsetzung schärfen, um unrechtmäßige Preissteigerungen zu verhindern. Wir haben bereits Abmahnungen und Klagen gegen intransparente und nicht nachvollziehbare Preiserhöhungen auf dem Energiemarkt auf den Weg gebracht.“
Wie sehr die steigenden Preise und mögliche Versorgungsengpässe Verbraucher:innen beunruhigen, zeigt der Verbraucherreport 2022, den der vzbv zum Deutschen Verbrauchertag veröffentlicht.
Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Verbraucher:innen fürchten, dass die Energieversorgung im Herbst und Winter aufgrund einer Mangellage gefährdet sein könnte. Dazu kommen finanzielle Sorgen: Sogar gut drei Viertel der Befragten (76 Prozent) fürchten finanzielle Belastungen aufgrund der hohen Energiepreise. Die Menschen reagieren darauf, indem sie sparen – vor allem beim Energieverbrauch (78 Prozent der Befragten), bei Gastronomie-Besuchen (53 Prozent der Befragten) oder beim Urlaub (50 Prozent der Befragten). Besonders besorgniserregend: Gut ein Drittel (35 Prozent) gibt an, weniger Geld für Lebensmittel auszugeben. „Der Verbraucherreport zeigt, dass längst nicht mehr nur Menschen mit niedrigem Einkommen betroffen sind. Die Krise frisst sich durch die Gesellschaftsschichten“, sagt Pop.
Angesichts der Krise nimmt das Vertrauen der Menschen in den Schutz der Verbraucherinteressen ab: Drei von zehn Verbraucher:innen (30 Prozent) sehen ihre Interessen als Verbraucher:innen eher nicht gut bzw. gar nicht geschützt. 2021 waren es noch 24 Prozent und 2020 21 Prozent der Befragten. Insbesondere im Bereich Strom und Heizung wächst der Unmut. In der aktuellen Befragung gibt fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten an, sich in diesem Bereich eher nicht gut oder gar nicht geschützt zu fühlen. Im Jahr 2021 waren es dagegen 24 Prozent.
Gleichzeitig bleibt der Verbraucherschutz hochrelevant für die Menschen: 90 Prozent der Befragten geben an, dass Verbraucherschutz für ihre persönliche Sicherheit sehr bzw. eher wichtig ist. 88 Prozent sehen die Politik in der Verantwortung, ihre Interessen als Verbraucher:innen zu schützen. Lediglich 28 Prozent der Befragten vertrauen der Politik sehr bzw. eher stark, wenn es um den Schutz der Verbraucherinteressen geht. Diese Diskrepanz zwischen Vertrauen und Verantwortung ist seit Jahren nahezu unverändert.
„Verbraucherschutz ist kein Luxus, sondern das Gebot der Stunde. Die Politik muss ihrer Verantwortung gerecht werden. Verbraucherschutz gibt den Menschen Sicherheit. Nicht nur in der Krise sollte deshalb die Politik die Alltagsprobleme der Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rücken“, sagt Pop.
Für die Energiepreiskrise fordert der vzbv Maßnahmen, die zielgerichtet die Geldbeutel der Verbraucher:innen entlasten und zugleich Anreize für mehr Klimaschutz setzen. Dem stimmt eine deutliche Mehrheit der Verbraucher:innen zu: Fast neun von zehn Verbraucher:innen (88 Prozent) stimmen der Aussage voll und ganz bzw. eher zu, dass die Bundesregierung auch mit Blick auf die steigenden Energiepreise den Klimaschutz vorantreiben muss – zum Beispiel durch den Ausbau erneuerbarer Energien. „Das Leben der Menschen wird langfristig nur besser und gerechter, wenn Energiepreiskrise und Klimakrise gemeinsam bewältigt werden“, so Pop.
Methodik
Für den Verbraucherreport führte forsa im Auftrag des vzbv eine repräsentative Telefonumfrage mit 1.500 Personen durch (CATI Dual-Frame). Berücksichtigt wurden alle deutschsprachigen Menschen ab 14 Jahren in Privathaushalten. Erhebungszeitraum des aktuellen Verbraucherreports war der 4. bis 26. August 2022. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkte in der Gesamtstichprobe.
Deutscher Verbrauchertag am 26. September
Wie Verbraucher:innen spürbar entlastet werden können und wie die Krise mit Weitblick bewältigt werden kann, diskutiert der vzbv beim heutigen Deutschen Verbrauchertag 2022 mit Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke, Dr. Franziska Brantner, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Andreas Jung, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie, CDU/CSU, sowie Prof. Dr. Jens Südekum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und wissenschaftlicher Beirat beim BMWK. Politikjournalistin Anke Plättner moderiert die digitale Veranstaltung.
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