Die Energiepreiskrise beunruhigt die Menschen. Die Mehrheit (64 Prozent) der Verbraucher:innen ist besorgt, dass die Energieversorgung im Herbst und Winter gefährdet sein könnte, weil nicht genügend Strom oder Gas zur Verfügung steht. Dazu kommen finanzielle Sorgen: Gut drei von vier Menschen (76 Prozent) fürchten finanzielle Belastungen aufgrund der hohen Energiepreise.
Als Reaktion auf die steigenden Preise sparen die Menschen – beim Strom und Heizen, aber auch beim Konsum. Die deutliche Mehrheit (78 Prozent) schränkt bereits ihren Energieverbrauch ein. Zudem gibt eine knappe Mehrheit (53 Prozent) an, weniger in Restaurants oder Bars zu gehen. Jede:r Zweite (50 Prozent) spart bei Urlaub und Reisen. Besonders besorgniserregend: Gut ein Drittel (35 Prozent) gibt an, weniger Geld für Lebensmittel auszugeben. Doch auch die Solidarität ist groß. Eine deutliche Mehrheit (87 Prozent) stimmt der Aussage voll und ganz bzw. eher zu, dass steigende Preise für einkommensschwache Verbraucher:innen abgefedert werden müssen.
der Verbraucher:innen fürchten finanzielle Belastungen im Zuge der Energiepreiskrise.
der Menschen fühlen sich im Bereich Strom und Heizung nicht gut geschützt.
Im Bereich Strom und Heizung sehen immer weniger Menschen ihre Interessen gut geschützt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das empfunden Schutzniveau halbiert. In der aktuellen Befragung gibt rund die Hälfte (48 Prozent) der Befragten an, sich in diesem Bereich eher nicht gut bzw. gar nicht geschützt zu fühlen. Im Jahr 2021 waren es lediglich 24 Prozent.
Der gestiegene Unmut wird auch in den Verbraucherzentralen spürbar. Immer mehr Menschen sind besorgt oder verärgert und suchen Rat und Hilfe. Im Bereich Strom haben sich die Beschwerden im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht – im Bereich Gas sogar versiebenfacht.
Rekord bei Energieberatungen
In der aktuellen Energiepreisekrise fragen sich viele Verbraucher:innen, wie sie Energie sparen und unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden können. Die Energieberatung der Verbraucherzentralen bietet Ratsuchenden Hilfe und kann sich derzeit vor Anfragen kaum retten. Im ersten Halbjahr führten die Expert:innen mehr als 155.000 Beratungen durch. Das sind 66 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Energieberatung reagiert auf das gestiegene Interesse unter anderem mit dem Ausbau ihrer digitalen Angebote wie Online-Vorträgen.
Mehr Informationen: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de
Die gestiegenen Benzin- und Dieselpreise haben bei Verbraucher:innen zu einem Umdenken geführt: Die Hälfte aller befragten Verbraucher:innen (50 Prozent) gibt an, ihr Auto öfter stehen zu lassen. In einer ähnlichen Umfrage Ende 2021 sagten dagegen nur 40 Prozent der Befragten, aufgrund der gestiegenen Kraftstoffpreise statt mit dem Auto öfter Rad zu fahren oder Bus und Bahn zu nutzen.
Stark gestiegen ist auch der Anteil derer, die aufgrund der hohen Kraftstoffpreise an anderer Stelle sparen. Ende 2021 plante das knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten. Im August 2022 gaben 43 Prozent der Verbraucher:innen an, an anderer Stelle zu sparen.
Die Energiepreiskrise ist die größte Verbraucherkrise seit Jahrzehnten. Der vzbv fordert Maßnahmen, die die Versorgung mit Strom und Gas sicherstellen, zielgerichtet die Geldbeutel der Verbraucher:innen entlasten und zugleich Anreize für mehr Klimaschutz setzen.
Unter anderem fordert der vzbv:
- Ein sofortiges Moratorium von Energiesperren für private Haushalte, die ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können. Damit niemand im Winter frieren oder im Dunkeln sitzen muss.
- Eine Verstetigung des 9-Euro-Tickets in Form eines leicht buchbaren, bundesweit gültigen 29-Euro-Tickets. Für eine deutliche finanzielle Entlastung und mehr Schub bei der Verkehrswende.
- Die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Das erleichtert eine gesunde Ernährung und leistet einen Beitrag für eine klimafreundliche Lebensmittelproduktion.