Datum: 10.12.2024

Lebensmittel: Intransparente Mengenangaben in Zutatenlisten sind Verbraucherärgernis

Aktuelle Studie zeigt Schwächen bei Zutatenkennzeichnung von Lebensmitteln

  • Repräsentative Befragung des Projekts Lebensmittelklarheit zeigt: Verbraucher:innen wünschen sich Prozentangaben für alle Zutaten in Lebensmitteln
  • Zutatenlisten sind derzeit für Qualitätsvergleiche von Lebensmitteln nur eingeschränkt brauchbar
  • vzbv fordert einheitliche Mengenangaben für alle Zutaten in der Zutatenliste
Nutri-Score EU-weit verpflichtend  auf Lebensmitteln  einführen

Quelle: wifesun - Adobe Stock

Wer wissen will, wie hoch der Spinatanteil im Rahmspinat ist oder wie viel Prozent Himbeeren im Beerenmüsli stecken, wird häufig enttäuscht. Zutatenlisten müssen nicht in allen Fällen konkrete Mengenangaben enthalten. Die derzeitigen Regelungen, wann Zutaten mit Prozentwerten angegeben werden müssen und wann nicht, sorgen für Verwirrung. Verbraucher:innen wünschen sich eine umfassende Mengenkennzeichnung aller Zutaten. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Projekts Lebensmittelklarheit. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert mehr Transparenz in Zutatenlisten.

„Die Studie zeigt: Verbraucher:innen wünschen sich vollständige Prozentangaben in der Zutatenliste. Nur so sind Qualitätsvergleiche möglich. Das scheinbar willkürliche Benennen oder Verschweigen von Zutatenanteilen durch die Anbieter muss ein Ende haben“, so Stephanie Wetzel, Koordinatorin des Projekts Lebensmittelklarheit im vzbv.

Verbraucher:innen sind unzufrieden mit Mengenkennzeichnung

In der Studie des Projekts Lebensmittelklarheit gibt eine Mehrheit (59 Prozent) der Befragten an, dass sich ihnen das System hinter der Mengenkennzeichnung nicht erschließt. Sechs von zehn (60 Prozent) der Befragten geben an, sich über fehlende Mengenangaben in der Zutatenliste zu ärgern. 

„Durch fehlende Mengenangaben können Verbraucher:innen Zutatenlisten ähnlicher Produkte nur unzureichend miteinander vergleichen. Der Qualitätswettbewerb unter den Anbietern wird dadurch ausgehebelt. Hier braucht es mehr Fairness und Transparenz im Supermarkt und eine einheitliche und vollständige Mengenkennzeichnung für Zutaten“, so Wetzel.

Ideale Zutatenliste enthält vollständige Mengenangaben

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Verbraucher:innen eine detaillierte Mengenkennzeichnung von Zutaten bevorzugen: Auf die Frage, welche Form der Zutatenliste auf einem Milchreis sie am besten bei ihrer Einkaufsentscheidung unterstützt, wählt der Großteilt der Befragten (82 Prozent) die ausführlichste Variante mit umfassenden Mengenangaben für die Zutaten. Auch bei anderen zusammengesetzten Produkten, wie zum Beispiel einem Mehrfruchtsaft, wünschen sich nahezu zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten Zutatenlisten mit ausführlichen Mengenanteilen.

Unklare Ausnahmeregelungen bei der Mengenkennzeichnung 

Derzeit müssen Lebensmittelanbieter nur dann Prozentwerte einzelner Zutaten in zusammengesetzten Produkten angeben, wenn sie diese auf der Verpackung hervorheben oder erwähnen. Doch der europäische Gesetzgeber erlaubt selbst dann mehrere Ausnahmen von dieser Regel. Hersteller müssen unter anderem die Menge einer Zutat nicht ausweisen, wenn diese als nicht kaufrelevant erscheint. Das gilt beispielsweise für den Spinatanteil in einem Rahmspinat. 

„Warum bei einem Rahmspinat, bei dem der Spinat in der Bezeichnung genannt und bildlich hervorgehoben wird und ganz offensichtlich eine wertgebende Zutat ist, die Menge nicht relevant sein soll, ist für die Verbraucher:innen nicht verständlich“, so Wetzel.

Geringe Mengenanteile dürfen verschwiegen werden 

Auch wenn Zutaten nur in einer geringen Menge zur Geschmacksgebung enthalten sind, wie zum Beispiel Granatapfelsaft in einem Erfrischungsgetränk, müssen Hersteller deren Mengen nicht im Zutatenverzeichnis angeben. „Niedrige Anteile hochwertiger Zutaten können somit bewusst verschwiegen werden, damit Produkte höherwertiger erscheinen als sie es eigentlich sind“, so Wetzel weiter. „Diese Ausnahmen von der Pflicht zur Mengenangabe in der EU-Lebensmittelinformations-Verordnung müssen zügig abgeschafft werden. Sie bieten zu viel Interpretationsspielraum für die Anbieter und sind nicht verbraucherfreundlich.“

Hintergrund

Die Studie ist der zweite Teil einer umfassenden Begleitforschung zum Thema „verbraucherunfreundliche Mengenkennzeichnungen“. Sie wurde im Auftrag des Projekts Lebensmittelklarheit durchgeführt. Das Projekt ist ein Gemeinschaftsangebot des vzbv mit den Verbraucherzentralen und betreibt das Verbraucherportal Lebensmittelklarheit.de. Es wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. 

vzbv-Forderungsppier | Mengenkennzeichnung

vzbv-Forderungsppier | Mengenkennzeichnung

Kein Verschweigen von Zutatenanteilen – Mengenkennzeichnung muss vollständig sein | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 124.42 KB
Ergebnisbericht | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Ergebnisbericht | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Verbraucherstudie zum Informationsbedürfnis bei der Zutatenkennzeichnung von Lebensmitteln | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 872.65 KB
Chartbook | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Chartbook | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Wissen wollen wie viele Zutaten drin sind: Wann Prozentangaben im Zutatenverzeichnis vermisst werden | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 2.91 MB

Hinweis zur Barrierefreiheit

Das Chartbook wurde für die Barrierefreiheit um eine Audiodatei ergänzt. Die Audiodatei finden Sie auf dem Portal Lebensmittelklarheit.de. 

Alles zum Thema: Lebensmittelklarheit & -wahrheit

Artikel (44)
Dokumente (11)
vzbv-Forderungsppier | Mengenkennzeichnung

vzbv-Forderungsppier | Mengenkennzeichnung

Kein Verschweigen von Zutatenanteilen – Mengenkennzeichnung muss vollständig sein | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 124.42 KB
Chartbook | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Chartbook | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Wissen wollen wie viele Zutaten drin sind: Wann Prozentangaben im Zutatenverzeichnis vermisst werden | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 2.91 MB
Ergebnisbericht | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Ergebnisbericht | Wann Mengenangaben in der Zutatenliste vermisst werden

Verbraucherstudie zum Informationsbedürfnis bei der Zutatenkennzeichnung von Lebensmitteln | Dezember 2024

Ansehen
PDF | 872.65 KB
Mogelpackungen - Verbrauchertäuschung auf den zweiten Blick

Mogelpackungen - Verbrauchertäuschung auf den zweiten Blick

Positionspapier des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zu Shrinkflation und Skimpflation | Juni 2024

Ansehen
PDF | 272.26 KB
Marktcheck | Geändert Quote bei Lebensmittelklarheit | Mai 2024

Marktcheck | Geändert Quote bei Lebensmittelklarheit | Mai 2024

Ansehen
PDF | 1.13 MB
Urteile (14)
Umfragen (6)
Termine (4)
Videos & Grafiken (15)
Mehr Schein als Sein - Wenn Zutaten nur als Alibi auftauchen

Mehr Schein als Sein - Wenn Zutaten nur als Alibi auftauchen

Video ansehen
Süße Tricks: versteckter Zucker in Lebensmitteln

Süße Tricks: versteckter Zucker in Lebensmitteln

Video ansehen
Geheimnisvoller Glühwein – was steckt wirklich drin?

Geheimnisvoller Glühwein – was steckt wirklich drin?

Video ansehen
Die Tricks mit Gesundheitsversprechen bei Nahrungsergänzungsmitteln

Die Tricks mit Gesundheitsversprechen bei Nahrungsergänzungsmitteln

Video ansehen
Repräsentative telefonische Befragung von forsa im Auftrag des vzbs

Quelle: vzbv

VR-2023 Viele-allein-gelassen.png

Repräsentative telefonische Befragung von forsa im Auftrag des vzbs | April 2023

Vorschau
PNG | 532.09 KB | 4724x2657

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option:

Kontakt

Zu sehen ist auf hellem Grund der rot gezeichnete Rahmen eines Telefonhörers.

Pressestelle

Service für Journalist:innen

presse@vzbv.de +49 30 25800-525

Kontakt

Stephanie Wetzel

Stephanie Wetzel

Projektkoordinatorin "Lebensmittelklarheit"

info@vzbv.de +49 30 25800-0