Durch die folgenden Buttons können Sie direkt auf einen speziellen Bereich des Inhaltes springen
Datum: 21.12.2021

Wettbewerbsvorteil Verbraucherschutz

Weshalb der Fokus auf Verbraucher:innen für Unternehmen ein Vorteil ist - von Henrik Fork-Weigel

Anbieter können sich mit verbraucherfreundlich gestalteten Produkten und Dienstleistungen  gegenüber Mitbewerbern positionieren. Diese Chance sollten sie nicht verstreichen lassen.

Henrik Fork-Weigel

Quelle: Gert Baumbach - vzbv

Drei von vier Verbraucher:innen sprechen sich für strengere Verbraucherschutzvorgaben für Hersteller und Anbieter von Produkten und Dienstleistungen aus – so ein zentrales Ergebnis des Verbraucherreports 2021 des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Repräsentative telefonische Umfrage von forsa im Auftrag des vzbv | Juli/ August 2021

Aus dieser Erwartung ergibt sich einerseits ein eindeutiger Auftrag für die Verbraucherpolitik: Überall dort, wo der Markt sich nicht selber reguliert, braucht es klare Rahmenbedingungen, Standards und Vorgaben.

Andererseits – und das wird manchmal übersehen – zeigen sich in solchen Aussagen auch Kundenbedürfnisse. Und diese sollten Unternehmen ja erfüllen, wenn sie erfolgreich am Markt agieren wollen.

Insofern sollten Anbieter ein starkes Eigeninteresse daran haben, verbraucherfreundlich zu agieren und nicht erst auf Vorgaben der Politik zu reagieren. Das meint besonders: Sich am Markt mit innovativen, Vertrauen schaffenden Angeboten zu etablieren, kann einen enormen Gewinn an Reputation und Kundenvertrauen bedeuten – und liegt damit im wohl verstandenen Eigeninteresse von Unternehmen.

Preis nur ein Aspekt

Keine Frage, Preise sind der am leichtesten zu greifende Indikator bei einer Konsumentscheidung. Niemand möchte und sollte mehr bezahlen, als er dafür bekommt. Gleichzeitig können Verbraucher:innen Eigenschaften wie Qualität oder Nachhaltigkeit bisher oft eben nicht einfach am Preis ablesen.

Die Stiftung Warentest kommt bei ihren Tests immer wieder zu dem Ergebnis, dass teurer nicht automatisch besser ist. Das spüren auch Verbraucher:innen und deshalb berücksichtigen sie in den Konsumentscheidungen bewusst oder unbewusst auch weitere Faktoren wie Erfahrungswerte, Empfehlungen von Familie und Freunden, Werbeversprechen oder auch Markenimage.

Verbraucherschutz als Chance

An dieser Stelle können Anbieter ansetzen. Sie können Verbraucherschutz als Chance verstehen, sich mit (hoch)wertigen Produkten am Markt zu positionieren und sich so Wettbewerbsvorteile gegenüber Mitbewerbern zu sichern. Zugleich befeuern sie so einen Qualitätswettbewerb statt eines Preiswettbewerbs.

Konkret heißt das, auf einen ressourcenschonenden und nachhaltigen Einsatz von Rohstoffen zu achten, schon bei Produktentwicklung und -design den echten Mehrwert mitzudenken, Reparierbarkeit und lange Nutzungsdauern zu ermöglichen. Insbesondere bei Vertrauensgütern wie Vorsorge- und Versicherungsprodukten müssen verlässliche Leistungen vereinbart werden und keine Klauseln im Kleingedruckten, die die erwartete Leistung aushebeln. Im Schadensfall – egal ob bei Hochwasser oder einer Berufsunfähigkeit – müssen sich Menschen auf den versprochenen Schutz verlassen können.

Vertrauen ist Voraussetzung

Zugegeben, das alleine wird nicht automatisch dazu führen, dass Verbraucher:innen zu den besten statt den billigsten Produkten greifen. Ein günstiger Preis wird immer ein wichtiger Aspekt bei der Kaufentscheidung bleiben – umso mehr, desto kleiner das Einkommen eines Haushalts ist. Vor allem aber müssen Unternehmen das Vertrauen in bessere Produkte und Angebote erst aufbauen, dass ein höherer Preis für ebensolche Produkte gerechtfertigt ist. Das braucht Zeit und Geduld – mittel- und langfristig werden Unternehmen davon aber profitieren.

Und es ist gar nicht so schwer. Schließlich können Unternehmen heute die Potenziale der Digitalisierung für effiziente und kundenfreundliche Abläufe nutzen. Welchen Vorteil hätte eine Fluggesellschaft, die Ticketkosten für ausgefallene Flüge automatisiert erstattet? Oder eine Airline, die Entschädigungen bei Verspätungen als Chance für die Verbesserung der Beziehung zu ihren Kunden begreift?

Verbraucher:innen, die sich an eine Schlichtungsstelle oder gar an ein Gericht wenden müssen, kosten Unternehmen mittelfristig viel mehr als den monetären Streitwert. Sie sind Multiplikatoren eines Ärgers, der letztlich nicht nur Justiz und Schlichtungsstellen belastet, sondern zu Vertrauensverlust führt und so auch die Bilanzen der Unternehmen belastet.

Auf Augenhöhe agieren

Daher gilt: Der Preis wird weiterhin ein wichtiger Indikator für Konsumentscheidungen bleiben. Aber er ist eben nicht der einzige. Verbraucherfreundliche Ansätze sind für Unternehmen kein Hindernis, sondern eine Chance, sich zukunftsfähig aufzustellen und sich als verlässliche, innovative und vertrauensvolle Akteure im Wettbewerb zu etablieren.

Dafür nötig sind das Verständnis eines kooperativen Verbraucherschutzes, eines Agierens von Anbietern und Verbraucher:innen auf Augenhöhe sowie unabhängige und verlässliche Informations- und Bildungsangebote. Nur so können Verbraucher:innen ein umfangreiches Verständnis der Mechanismen entwickeln und unterschiedliche Indikatoren besser in ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen. Nicht zuletzt braucht es ein Unternehmerverständnis, das mit seinen Angeboten echte Mehrwerte für Verbraucher:innen schaffen will.

Alles zum Thema: Verbraucherschutz

Artikel (53)
Dokumente (17)
Alternative dispute resolution benfits everyone

Alternative dispute resolution benfits everyone

Statement of the Federation of German Consumer Organisations (Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. – vzbv) on the European Commission’s proposal for a Directive amending Directive 2013/11/EU on alternative dispute resolution for consumer disputes, as well as Directives (EU) 2015/2302, (EU) 2019/2161 and (EU) 2020/1828 (COM (2023) 649 | February 2024  

Ansehen
PDF | 268.74 KB
AI Act: Verbraucher:innen bei der Umsetzung berücksichtigen

AI Act: Verbraucher:innen bei der Umsetzung berücksichtigen

Positionspapier des vzbv | Juni 2024 | Vorschläge des Verbraucherzentrale Bundesverbands e.V. für eine nationale Umsetzung des Artificial Intelligence Act

Ansehen
PDF | 204.37 KB
Wie die EU das Leben der Menschen besser macht

Wie die EU das Leben der Menschen besser macht

Seit ihrer Gründung ist die Europäische Union (EU) für Verbraucher:innen vor allem eine Erfolgsgeschichte. Der europäische Binnenmarkt schafft einheitliche Regeln für alle EU-Bürger:innen und Unternehmen, wovon auch Verbraucher:innen in ihrem Alltag profitieren. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat zahlreiche Beispiele dafür zusammengestellt.

Ansehen
PDF | 295.09 KB
Wie die EU das Leben der Menschen besser macht

Wie die EU das Leben der Menschen besser macht

Erfolge der europäischen Verbraucherpolitik

Ansehen
PDF | 295.09 KB
Schlichtung ist für alle gut

Schlichtung ist für alle gut

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum Vorschlag für eine Anpassung der Richtlinie über außergerichtliche Streitbeilegung (COM (2023) 649 (final)) | Februar 2024

Ansehen
PDF | 237.85 KB
Urteile (4)
Umfragen (9)
Termine (7)
Videos & Grafiken (42)
So funktionieren Sammelklagen

So funktionieren Sammelklagen

Einfache Anmeldung, keine Prozesskostenrisiken und bei Erfolg gibt es Schadensersatz zurück - Sammelklagen der Verbraucherzentrale haben zahlreiche Vorteile für Verbraucher:innen. Dieses Video erklärt, wie sie funktionieren.

Video ansehen
So arbeitet der Verbraucherzentrale Bundesverband

So arbeitet der Verbraucherzentrale Bundesverband

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bündelt als Dachverband die Expertise von 16 Verbraucherzentralen und mehr als 30 verbraucherpolitischen Verbänden - darunter über 2.000 Organisationen und sieben Millionen Einzelmitglieder - für einen starken Schutz der Verbraucher:innen in Deutschland. Wir streiten für starke Verbraucherrechte, faire Märkte sowie unbedenkliche Produkte und Dienstleistungen.
Video ansehen
Verbraucher:innen erwarten von der Bundesregierung Maßnahmen gegen hohe Preise

Quelle: Telefonbefragung von forsa im Auftrag des vzbv

Verbrauchererwartungen 2024

Verbraucher:innen erwarten von der Bundesregierung Maßnahmen gegen hohe Preise

Vorschau
PNG | 562.26 KB | 4724x2657
Inflation und steigende Preise sind größte Sorge der Verbraucher:innen

Quelle: Telefonbefragung von forsa im Auftrag des vzbv

Verbrauchererwartungen 2024

Inflation und steigende Preise sind größte Sorge der Verbraucher:innen

Vorschau
PNG | 452.15 KB | 4724x2657
 Knapp die Hälfte der Verbraucher:innen blickt eher negativ auf das Jahr 2024 | Frage: Wenn Sie an Ihre persönliche Situation als Verbraucher oder Verbraucherin denken: Wie blicken Sie dem Jahr 2024 entgegen – eher positiv oder eher negativ?

Quelle: Telefonbefragung von forsa im Auftrag des vzbv

Verbrauchererwartungen 2024

Knapp die Hälfte der Verbraucher:innen blickt eher negativ auf das Jahr 2024 | Frage: Wenn Sie an Ihre persönliche Situation als Verbraucher oder Verbraucherin denken: Wie blicken Sie dem Jahr 2024 entgegen – eher positiv oder eher negativ?

Vorschau
PNG | 516.21 KB | 4724x2657

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option:

Kontakt

Zu sehen ist auf hellem Grund der rot gezeichnete Rahmen eines Telefonhörers.

Pressestelle

Service für Journalist:innen

presse@vzbv.de +49 30 25800-525

Kontakt

Henrik Fork-Weigel

Henrik Fork-Weigel

Leiter Team Vorstand

info@vzbv.de +49 30 25800-0