Verbraucherschutz
Warum Verbraucherschutz so wichtig ist
Wer fragt, warum Verbraucher:innen überhaupt Schutz brauchen und warum Verbraucherschutz Sicherheit schafft, bekommt eine einfache Antwort: weil der Markt zu häufig nicht funktioniert und Unternehmen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Die Verantwortung der Wirtschaft in einer sozialen Marktwirtschaft ist rechtlich verankert: Eigentum verpflichtet, so heißt es im Grundgesetz. Im Idealfall gibt es einen Wettbewerb der Besten um die besten Produkte und Dienstleistungen. Leider sieht die Realität oft anders aus.
Die Verbraucherzentralen helfen Verbraucher:innen täglich aus der Klemme – egal ob es um Probleme mit dem Handyvertrag, Hilfe fürs Energiesparen im Haushalt oder die Prüfung von Versicherungsverträgen geht. Mit der Marktbeobachtung deckt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Fehlentwicklungen am Markt auf. Die zahlreichen Klagen des vzbv und der Verbraucherzentralen zeigen immer wieder, dass auch geltendes Recht kein umfassender Schutz vor Benachteiligung oder Betrug ist.
Verbraucherschutzthemen sind Alltagsthemen von A bis Z – von der Altersvorsorge bis zur Zahnarztrechnung. Verbraucherschutzthemen berühren die Menschen jeden Tag. Deshalb sollte der Verbraucherschutz im Mittelpunkt der Politik stehen und immer beachtet werden – nicht nur in Krisen und nach Skandalen. Gerade in Krisenzeiten, aber eben nicht nur, blicken viele unsicher in die Zukunft. Daher müssen die Rahmenbedingungen für ihren Alltag so sicher wie möglich gestaltet sein.
Verbraucher:innen müssen auf die eigene Zukunft und ihre eigene Handlungsfähigkeit und dabei auf die Unterstützung der Politik und ein faires Miteinander mit der Wirtschaft vertrauen können. Verbraucherschutz ist also der Kompass, der Orientierung gibt. Verbraucherbildung und Verbraucherinformation können dazu beitragen, die wirtschaftlichen, sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen der eigenen (Kauf-) Entscheidungen zu reflektieren. Aber: Verbraucher:innen tragen nicht die Alleinverantwortung. Die Politik muss den Rahmen setzen, der Menschen Schutz, Orientierung und Selbstbestimmtheit ermöglicht.
Zudem ist es wichtig, die Rolle von Verbraucher:innen auch als Prosument:innen zu stärken, zum Beispiel durch ihre Teilhabe an einer erfolgreichen Energiewende oder auch bei der Beobachtung des Marktes bei auffälligen Verwerfungen, etwa bei Lebensmitteln, die nicht korrekt gelabelt sind und dem Portal Lebensmittelklarheit.de gemeldet werden können.
Verbraucher:innen sind vielfältig
Das Maß an Unterstützungsbedarf ist sehr unterschiedlich. Ebenso die Kanäle, auf denen sich Menschen informieren und natürlich auch die Probleme, vor denen sie stehen können.
Die Differenzierung der Gesellschaft und ihrer Konsummuster nehmen zu. Wer was kauft oder welchen Vertrag abschließt, ist ebenso eine individuelle Entscheidung wie die, wer welche Art der Ernährung oder Reisen bevorzugt. So werden Angebot und auch Preise immer differenzierter. Verbraucher:innen können in Entscheidungssituationen Verletzlichkeit, Überforderung oder Ohnmacht erfahren. Und je nach Konsum- und Lebensbereich sind sie und ihre Bedürfnisse sehr unterschiedlich. So kann derselbe Mensch zum Beispiel im Digitalmarkt zu den vertrauenden Verbraucher:innen gehören, im komplexen Finanzmarkt jedoch zu den verletzlichen und im Lebensmittelmarkt zu den verantwortungsvollen, weil sich diese Person gut auskennt im Siegeldschungel und beim nachhaltigen Konsum. Niemand ist also aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe per se kompetent, vertrauend oder verletzlich.
Das Verständnis, dass nicht alle Menschen in jeder Alltagssituation gleich (kompetent) sind, ist auch in der Politik immer stärker Grundlage von Entscheidungen. Das differenzierte Verbraucherleitbild ist ein großer Gewinn für den Verbraucherschutz, weil sich gute Politik an der Lebensrealität der Menschen und ihrem Alltag orientieren muss.
Verbraucherschutz der Zukunft
Längst geht es um viel mehr als das günstige Einkaufen, den billigsten Preis und eine Geiz-ist-geil-Mentalität. Das große Zukunftsthema ist die der Klimaschutz und die Frage, wie wir so konsumieren können, dass wir den nachfolgenden Generationen einen gesunden und lebenswerten Planeten überlassen. Nachhaltig und Klimaschutz sind für viele Menschen immer wichtiger: 75 Prozent finden sich, dass die Bundesregierung auch in der Energiepreiskrise den Klimaschutz vorantreiben muss. Nachhaltiger Konsum braucht nachhaltige Produkte. Der vzbv engagiert sich für einen nachhaltigen Konsum und faire Produktionsbedingungen. Auch hier müssen Verbraucherinformationen verlässlich und geeignet sein, die Nachfrage hin zu nachhaltigen Produkte zu lenken, damit ein nachhaltiges Angebot steigen kann.
Der politische Kompromiss zum Lieferkettengesetz vom Februar 2021 ist ein wichtiger erster Schritt, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Ohne zivilrechtliche Haftung fehlt es dem Gesetz an Biss, außerdem soll das Gesetz nur für die größten Unternehmen gelten. Damit alle sicher sein können, dass in ihren Produkten keine Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörungen stecken, müssten mehr Unternehmen eingeschlossen werden und die Sorgfaltspflichten vollumfänglich in der gesamten Lieferkette gelten. Für mehr nachhaltigen Konsum braucht also klare Regeln, die für alle gelten: transparent, nachvollziehbar und verlässlich.
Globalisierung und Digitalisierung sind weitere Megatrends des 21. Jahrhunderts, die längst im Verbraucheralltag angekommen sind. Die Einhaltung grundlegender Rechte, Schutz und Sicherheit beim Umgang und der Nutzung von Daten, Geräten und Geschäftsmodellen – das erwarten Verbraucher:innen. Denn der Verbraucheralltag wird künftig stärker von künstlicher Intelligenz, Algorithmen und digitalen Anwendungen geprägt sein, als er es heute schon ist.
In seinem Leitbild bekennt sich der vzbv klar zu einer gerechten und nachhaltigen Wirtschaftsordnung und zu einem selbstbestimmten Leben . Starke Verbraucher:innen stärken die Wirtschaft und – nicht zuletzt – die Demokratie. Bei vielen Verbraucherthemen, etwa bei der Energiewende, der Altersvorsorge oder auch der Möglichkeit, nachhaltig zu konsumieren, müssen soziale Verantwortung, Gerechtigkeit bei Verteilungsfragen und die Unterstützung von Schwächeren mitgedacht und handlungsleitend sein.
Fazit
Verbraucherprobleme lösen sich nicht von alleine. Verbraucher:innen brauchen starke Verbündete und eine Stimme. Der Verbraucherzentrale Bundesverband vertritt ihre Interessen und ist damit wichtiger Anwalt, wenn es um Verbraucherschutz in Deutschland und in Europa geht.
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