In der Energiekrise wurden die Preise für viele Strom- und Gasverträge erhöht. Nicht immer sind die Anbieter dabei sauber vorgegangen. Ein Beispiel: Eine Verbraucherin aus Hamburg erhielt eine E-Mail von ihrem Stromanbieter mit dem Hinweis, dass künftig wichtige Vertragsinformationen in einem Online-Kundenkonto ersichtlich sind. Hierzu musste sie sich online registrieren. Innerhalb des Portals gab es eine Datei mit dem Namen „Preisinformation“, welche sich jedoch nicht öffnen ließ. Daraufhin wendete sich die Verbraucherin direkt über das Kontaktformular an den Anbieter und bat ihn, die Datei zur Verfügung zu stellen. Etwa zwei Wochen später wurde die Datei per E-Mail geschickt. Am selben Tag konnte die Verbraucherin die Datei auch erstmalig im Kundenkonto herunterladen. Das Schreiben enthielt eine Preiserhöhung.
Verbraucher:innen ärgern sich nicht nur regelmäßig über intransparente Preiserhöhungen, sondern auch über nicht akzeptierte Kündigungen oder Guthaben, das Anbieter nicht auszahlen, wie Studien des vzbv aus dem April und Juli 2022 zeigen.
Beschwerden über Preiserhöhungen von Energieverträgen haben in den Verbraucherzentralen stark zugenommen. Im Jahr 2022 waren es insgesamt mehr als 15.000 – mehr als fünf Mal so viele wie im Vorjahr. Im gesamten Energiebereich wurden knapp 61.000 Beschwerden registriert. Neben Preiserhöhungen von Strom und Gas gehören untergeschobene Verträge oder zu hohe Abschläge zu den Top-Beschwerdegründen.
Beschwerden zum Thema Energie wurden im Jahr 2022 in den Verbraucherzentralen erfasst.
Beschwerden über Preiserhöhungen von Energieverträgen wurden im Jahr 2022 registriert.
Im Rahmen der Energiepreiskrise hat die Bundesregierung eine Reihe von Entlastungsmaßnahmen für private Haushalte auf den Weg gebracht. Der vzbv fordert, dass diese künftig zielgerichteter umgesetzt werden als bisher. Profitieren sollten vor allem jene Verbraucher:innen, die aufgrund der hohen Energiekosten finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen.
Beratungsbedarf steigt spürbar
Wie kann ich Energie sparen oder unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden? Der Beratungsbedarf der Menschen in der Energiekrise ist spürbar gestiegen. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale führte im vergangenen Jahr rund 280.000 Beratungen durch – das sind 100.000 mehr als im Jahr 2021. Um dem gestiegenen Interesse gerecht zu werden, baut die Energieberatung ihre Angebote im Internet aus, etwa durch digitale Beratungen oder Online-Vorträge.
Mehr Informationen: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de
Anlässlich der Energiekrise hat der vzbv Energieanbieter verstärkt überprüft – auch aufgrund von Preiserhöhungen oder fragwürdigen Kündigungen. Der vzbv geht gegen gesetzliche Verstöße rechtlich vor. Im Jahr 2022 hat der vzbv insgesamt 45 Abmahnungen gegen Energieanbieter ausgesprochen – mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Hinzu kommen drei Musterfeststellungsklagen gegen GASAG, primastrom und voxenergie.
Der Energiemarkt im Fokus
Um Problemen auf dem Energiemarkt gezielt auf den Grund zu gehen, führt der vzbv regelmäßig Untersuchungen und Marktchecks durch. Diese helfen ihm dabei, strukturelle Missstände noch besser zu erkennen und dagegen vorzugehen.