Datum: 17.05.2019

Extrarente: Aus dem Ausland lernen

Opt-Out-Ansatz erleichtert Zugang und erhöht Rendite

altersvorsorge_rente_adobestock_bernardbodo_177095611.jpeg

Quelle: bernardbodo - AdobeStock

  • Aktuelles Gutachten: Eine automatische Einbeziehung zur Altersvorsorge über den Arbeitgeber funktioniert – Schweden, Großbritannien und Kalifornien machen es vor.
  • vzbv-Modell der Extrarente entwickelt internationale Lösungen weiter.
  • Nationale Besonderheiten, wie die bedarfsabhängige Grundsicherung, werden beim Konzept der Extrarente berücksichtigt.

Wer privat für das Alter vorsorgt, sollte dies einfach und rentabel tun können. Mit dem Ende April 2019 vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) vorgestellten Modell für ein öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt, der Extrarente, sollen Verbraucherinnen und Verbraucher künftig mehr Geld im Alter haben und automatisch über ihren Arbeitgeber einzahlen. Aus den positiven Erfahrungen anderer Länder mit einer automatischen Einbeziehung aller angestellter Arbeitnehmer sollte auch Deutschland lernen. Zu diesem Urteil kommt ein aktuelles Gutachten im Auftrag des vzbv.

Opt-Out: unkomplizierter Zugang, mehr Rendite

Im Modell der Extrarente schlägt der vzbv vor, Verbraucher über ihren Arbeitgeber automatisch in die Extrarente einzubeziehen. Einer solchen erstmaligen Einbeziehung können sie sechs Monate lang widersprechen und erhalten dann alle Beiträge zurück (Opt-Out). Auch danach können Verbraucher jederzeit widersprechen, das einzahlte Geld bleibt aber bis zum Ruhestand in der Extrarente. Auch Verbraucher, die nicht automatisch einbezogen werden, wie beispielsweise Selbstständige, können proaktiv in die Extrarente einzahlen (Opt-In).

„Wenn Verbraucher automatisch über den Arbeitgeber in eine private Altersvorsorge einbezogen werden, trägt dies erheblich zur Kostenersparnis und damit zu einer höheren Rente im Alter bei. Schweden, Großbritannien und der US-amerikanische Bundesstaat Kalifornien machen es vor. Deutschland sollte nachziehen“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv.

Von Positiven Beispielen aus dem Ausland lernen

Ein aktuelles Gutachten, das Prof. Dr. Markus Roth von der Philipps-Universität Marburg im Auftrag des vzbv erstellt hat, zeigt, dass sich Opt-Out-Modelle im Ausland etabliert haben. Untersucht wurden Altersvorsorge-Lösungen in Großbritannien, Schweden und Kalifornien. Dort erfolgt der Zugang zu staatlich organisierten Standardprodukten automatisiert über den Arbeitgeber. Dieser zieht die Beiträge vom Bruttolohn ab und leitet sie an den Betreiber des Standardprodukts weiter.  Laut Gutachten senkt dieser Umstand die Kosten.

Die Kosten für die Standardprodukte in den Beispielländern liegen derzeit mittelfristig zwischen 0,2 und 0,5 Prozent des verwalteten Vermögens. In Deutschland zeichnet sich ein anderes Bild: Bei einer Stichprobe des vzbv für bestehende Riester-Verträge aus dem Jahr 2018 lagen die durchschnittlichen Kosten deutlich höher, nämlich bei etwa 1,5 Prozent des verwalteten Vermögens.

Die Beispiele aus dem Ausland zeigen auch, dass die Akzeptanz für Opt-Out-Modelle hoch ist und weiter wächst: In Großbritannien entscheiden sich nur zehn Prozent der Berechtigten aktiv gegen die automatische Einbeziehung. Eine vorbereitende Studie für das Standardprodukt in Kalifornien geht von einer gleich niedrigen Opt-Out-Quote aus.

Rahmenbedingungen berücksichtigen

In Schweden und Großbritannien gibt es eine bedarfsunabhängige Grundrente. In Deutschland hingegen gibt es nur eine bedarfsabhängige Grundsicherung. Dies müsse aus Sicht des vzbv bei der Einführung der Extrarente berücksichtigt werden. Die automatische Einbeziehung sollte erst ab einem bestimmten Einkommen greifen. Geringverdiener sollten aber selbst entscheiden können, ob sie in die Extrarente einzahlen wollen oder nicht.

Extrarente bringt extra Rente

Am 29. April hatte der vzbv die Extrarente, sein Modell für ein öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt, vorgestellt. Die Extrarente wird über die öffentliche Hand durch Ausschreibungen statt über gewinnorientierte Unternehmen organisiert. So sinken die Kosten für die Verwaltung massiv, Kosten für den Vertrieb entfallen ganz. Allein durch die geringeren Kosten fällt die spätere Rente für Verbraucher deutlich höher aus, als bei heute üblichen Angeboten. Die Extrarente legt vor allem in Aktien an und erzielt damit langfristig eine höhere Rendite, als viele private Vorsorgeverträge. „Damit eine einfache und kostengünstige private Altersvorsorge in Deutschland Realität wird, muss die Bundesregierung noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf für ein Standardprodukt vorlegen“, fordert Dorothea Mohn.

Downloads

Einfacher Zugang zu kostengünstiger privater Altersvorsorge: Automatische Einbeziehung in ein staatlich organisiertes Standardprodukt | Gutachten von Prof. Dr. Markus Roth im Auftrag des vzbv | Januar 2019

Einfacher Zugang zu kostengünstiger privater Altersvorsorge: Automatische Einbeziehung in ein staatlich organisiertes Standardprodukt | Gutachten von Prof. Dr. Markus Roth im Auftrag des vzbv | Januar 2019

Ansehen
PDF | 650.05 KB
Die Extrarente -  Freiwillig. Fair. Einfach. Mehr. | Faktenblatt des vzbv | April 2019

Die Extrarente - Freiwillig. Fair. Einfach. Mehr. | Faktenblatt des vzbv | April 2019

Die Extrarente - Freiwillig. Fair. Einfach. Mehr. | Faktenblatt des vzbv | April 2019

Ansehen
PDF | 2.17 MB

Weitere Informationen

Alles zum Thema: Altersvorsorge

Artikel (31)
Dokumente (5)
Reformgesetz zur privaten Altersvorsorge verbessern und umsetzen

Reformgesetz zur privaten Altersvorsorge verbessern und umsetzen

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands zum Referentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen für ein Gesetz zur Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge (pAV-Reformgesetz)

Ansehen
PDF | 257.99 KB
Politikcheck 2023

Politikcheck 2023

Verbraucherpolitische Halbzeitbilanz der 20. Legislaturperiode

Ansehen
PDF | 108.04 KB
Tabellenband zur Forsa-Umfrage im Auftrag des vzbv | August 2023

Tabellenband zur Forsa-Umfrage im Auftrag des vzbv | August 2023

Ansehen
PDF | 189.34 KB
Kurzpapier: Das Kostenproblem beim Riester-Rentenübergang

Kurzpapier: Das Kostenproblem beim Riester-Rentenübergang

Wie Volksbanken und Sparkassen bei Riester-Bank- und Fondssparplänen die Altersvorsorge der Verbraucher:innen schmälern

Ansehen
PDF | 252.19 KB
Koalitionsvertrag nutzen - Vorsorgefonds einführen | Stellungnahme des vzbv | Januar 2023

Koalitionsvertrag nutzen - Vorsorgefonds einführen | Stellungnahme des vzbv | Januar 2023

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands gegenüber dem Bundesministerium der Finanzen zur Arbeit der Fokusgruppe private Altersvorsorge | Januar 2023

Ansehen
PDF | 264.63 KB
Urteile (1)
Umfragen (1)
Videos & Grafiken (3)
Infografik: Provisionsfrei vorsorgen_Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Quelle: vzbv

Infografik: Provisionsfrei vorsorgen Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Repräsentative Umfrage von KantarEmnid im Auftrag des vzbv | April 2019

Vorschau
JPG | 257.82 KB | 1571x857
Infografik: Staatlich organisiertes Standardprodukt mehrheitlich gewünscht_Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Quelle: vzbv

Infografik: Staatlich organisiertes Standardprodukt mehrheitlich gewünscht Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Repräsentative Umfrage von KantarEmnid im Auftrag des vzbv | April 2019

Vorschau
JPG | 334.75 KB | 1571x857
Private Altersvorsorge mit der "Extrarente"

Private Altersvorsorge mit der "Extrarente"

Das Experiment, die zusätzliche Altersvorsorge in die Hände der Versicherungswirtschaft zu übergeben, ist gescheitert. Die Verbraucherinnen und Verbraucher leiden unter teuren, unübersichtlichen und ineffizienten Produkten. Wir brauchen endlich ein öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt, das ohne unnötige Kosten und Vermittlungsprovisionen auskommt, leicht verständlich ist und durch langfristige Anlagen am Kapitalmarkt gute Renditen abwirft. Andere Länder wie Großbritannien und Schweden zeigen, dass so ein Modell funktioniert.

Video ansehen

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option:

Kontakt

Zu sehen ist auf hellem Grund der rot gezeichnete Rahmen eines Telefonhörers.

Pressestelle

Service für Journalist:innen

presse@vzbv.de +49 30 25800-525

Kontakt

Dorothea Mohn

Dorothea Mohn

Leiterin Team Finanzmarkt

info@vzbv.de +49 30 25800-0