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Datum: 22.03.2022

Umfrage: Drei Viertel für Patientenberatung vor Ort

vzbv: Unabhängige Patientenberatung braucht einen Neustart

Ältere Frau und älterer Mann in einer Beratungssituation

Quelle: contrastwerkstatt – fotolia.com

Patient:innen haben es oft schwer, sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden und ihre Rechte durchzusetzen. Der Wunsch nach einer unabhängigen Patientenberatung mit Beratungsstellen vor Ort ist groß: Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) sind 74 Prozent der Verbraucher:innen für eine regional vernetzte Patientenberatung. Der vzbv fordert bereits seit längerem eine Neuaufstellung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

„Probleme im Gesundheitssystem treffen Verbraucherinnen und Verbraucher zumeist dann, wenn sie krank und damit besonders verletzlich sind: Während das Gesundwerden erste Priorität haben sollte, sind sie mit komplexen, teils weitreichenden medizinischen und rechtlichen Fragen konfrontiert. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Reha-Antrag von der Krankenkasse abgelehnt wird oder Auseinandersetzungen mit der Kasse zum Krankengeldbezug die finanzielle Existenz gefährden“, sagt Thomas Moormann, Leiter Team Gesundheit und Pflege beim vzbv. „Höchste Zeit, die UPD neu aufzustellen, um dem Wunsch der Patientinnen und Patienten nach einer unabhängigen medizinischen Beratung nachzukommen.“

Mehrheit für unabhängige Beratungsstellen

Wie die Umfrage zeigt, ist Verbraucher:innen ein regionaler Bezug der Patientenberatung wichtig: Knapp drei Viertel (74 Prozent) der Befragten wünschen sich eine Beratungskraft, die sich mit dem Gesundheitssystem vor Ort auskennt. Mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Verbraucher:innen geben an, dass es ihnen besonders wichtig ist, dass die Beratung zu Prob-lemen im Gesundheitswesen unabhängig geschieht. 44 Prozent unterstützen eine Finanzierung der UPD aus Steuermitteln.

Aus den Erfahrungen aus der Beratung sollten zudem politische Schlüsse folgen: 77 Prozent der Verbraucher:innen finden es wichtig, dass Probleme, die in Beratungssituationen einer unabhängigen Patientenberatung auftauchen, in politische Forderungen übersetzt werden.

Unabhängige Patientenberatung neu aufstellen

„Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine Neuaufstellung der UPD hin zu einer dauerhaften, staatsfernen und unabhängigen Struktur angekündigt. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die UPD muss eng an den Wünschen und Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet werden, um ihren Zweck zu erfüllen“, so Moormann.

Der vzbv fordert eine Neuaufstellung der UPD mit folgenden Eigenschaften:

  • Die Beratung muss neutral und unabhängig stattfinden. Die UPD sollte daher von Verbraucher- und Patientenorganisationen getragen werden.
  • Als unabhängige Beratungsstelle sollte die UPD in keinem kommerziellen Abhängigkeitsverhältnis zu Akteuren im Gesundheitswesen stehen. Sie sollte sowohl für privat und gesetzlich Versicherte, als auch für Nicht-Versicherte da sein. Der vzbv fordert daher, die UPD aus Steuermitteln zu finanzieren.
  • Die UPD sollte nicht nur telefonisch und digital erreichbar sein, sondern auch niedrigschwellig zugängliche regionale Beratungsstellen haben. Wenn die Berater:innen die regionalen Versor-gungsstrukturen kennen und mit kommunalen Stellen, wie Pflegestützpunkten, Jobcentern, den Tafeln und der Selbsthilfe vor Ort vernetzt sind, können sie besser auf die Bedürfnisse der Patient:innen eingehen.
  • Neben individuellen Problemen stoßen Patient:innen immer wieder auf Herausforderungen, die tieferliegende Ursachen im Gesundheitswesen haben. Um diese langfristig, strukturell und systematisch zu beheben, müssen die Erfahrungen aus der Beratung in politische Forderungen einfließen. Deshalb ist es wichtig, dass die UPD von Organisationen getragen wird, die die Anliegen der Patient:innen politisch vertreten.
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