Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat heute Eckpunkte für ein staatliches System der Tierhaltungskennzeichnung vorgestellt. Jutta Gurkmann, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), kommentiert:
Ein staatliches Tierhaltungs-Label wäre ein großer Fortschritt. Die große Mehrheit der Verbraucher:innen wünscht sich mehr Tierschutz und klare, verlässliche Kennzeichnungen.
An drei Punkten muss die Bundesregierung aber nachbessern.
Erstens sind fünf Stufen eine zu viel. Das kostet den Handel und damit auch die Verbraucher:innen unnötig Geld und führt nicht zwangsläufig zu mehr Tierwohl. Der als zweite Stufe geplante „Stall Plus“-Standard sollte – nach einer Übergangszeit - zum gesetzlichen Mindeststandard werden. Das Bio-Label als oberste Stufe wiederum bremst einen ambitionierten Tierschutz aus. Es gibt schon jetzt Initiativen, die beim Tierwohl über den Bio-Standard hinausgehen.
Zweitens muss beim Kontrollsystem nachgebessert werden. Bund und Länder müssten regelmäßige und unangekündigte Vor-Ort-Kontrollen in den Betrieben durchführen und nicht wie bislang nur tote Tiere, sondern auch lebende Tiere begutachten. Ein staatliches, betriebsgenaues Tiergesundheits- und Tierwohlmonitoring ist deshalb unabdingbar auch auf den Weg zu bringen. Nur dann können sich die Verbraucher:innen darauf verlassen, dass höhere Preise oder eine staatliche Förderung für den Tierhalter auch gerechtfertigt sind.
Drittens muss die Politik sicherstellen, dass die staatliche Förderung nur an die Tierhalter:innen fließt, die die höchsten Standards für Tierschutz bieten.