Der Ausfall der Karten-Terminals im Frühsommer letzten Jahres führte es uns allen vor Augen: Bargeld bleibt auch in Zeiten von Girocard, Klarna und PayPal systemrelevant: Nur dank dem Bargeld konnten die Menschen weiter einkaufen und die betroffenen Einzelhändler das Geschäft aufrechterhalten als die digitale Technik versagte. Bargeld hat aber noch weitere Qualitäten und die Mehrheit der Verbraucher:innen wünscht sich, dass es als Zahlungsmittel erhalten bleibt.
Resilienz ist ein Schlagwort, das uns seit Jahren begleitet. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine blicken wir noch sorgsamer auf unsere Infrastruktur und fragen kritisch: Wie abhängig sind wir von Technik und von ausländischen Konzernen? Was passiert, wenn kritische Infrastrukturen ausfallen und wie können wir uns davor schützen?
Auch der Zahlungsverkehr ist Teil unserer kritischen Infrastruktur – und Bargeld ein gutes Mittel für mehr Resilienz in diesem Bereich. Bargeld macht unseren Zahlungsverkehr und damit unser gesamtes Wirtschaften sicherer und unabhängiger. Aber Bargeld hat noch weitere Qualitäten, die digitale Alternativen nicht im gleichen Ausmaß bieten können:
- Bargeld erlaubt anonymes Bezahlen und schützt vor kommerzieller Überwachung
- Bargeld ist hürdenlos und barrierefrei einsetzbar
- Bargeld erleichtert für viele die Ausgabenkontrolle
Ob der Kaffee für unterwegs, der Einkauf im Supermarkt oder manch größere Anschaffung – auch den Verbraucher:innen ist die Verfügbarkeit von und die Möglichkeit des Bezahlens mit Bargeld wichtig: Eine Mehrheit von ihnen möchte auch weiterhin mit Bargeld bezahlen.
Zugespitzt könnte man nun sagen: Wenn wir das Bargeld nicht längst hätten, wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, es zu erfinden.
Gleichzeitig stellen wir jedoch fest, dass Bargeld zunehmend aufgrund wirtschaftlicher Interessen und Prozesse immer weniger verfügbar ist, weil Banken Geldautomaten und Filialen in der Fläche reduzieren, Geschäfte und Dienstleister ebenfalls auf die teure Bargeldlogistik verzichten. Und die Bundesregierung tut wenig dafür, Bargeld als gleichberechtigtes Zahlungsmittel verfügbar zu halten – es kann der Eindruck entstehen, dass für sie allein die Einführung einer Bargeldobergrenze zur Bekämpfung von Geldwäsche von Bedeutung ist.
Dabei ist die Bekämpfung von Geldwäsche ein legitimes Anliegen des Staates und Deutschland muss seine Anstrengungen in diesem Bereich deutlich verstärken, indem die Regierung jenseits der Einführung von einer Bargeldobergrenze erst alle anderen Mittel ausreizt. Die Einschränkung von Bargeldkäufen in Form von Obergrenzen ist jedoch ein harter Einschnitt und kann nach Ausschöpfung aller anderen Mittel nur eine ultima ratio sein.
Wenn politische Maßnahmen aus übergeordneten Gründen wie Geldwäsche das Bargeld an einer Stelle einschränken sollen, muss es an anderer Stelle gestärkt werden. Das heißt etwa sicher zu stellen, dass Bargeld in der Fläche verfügbar und erhältlich ist, sowie weiterhin überall als Zahlungsmittel für die alltäglichen Einkäufe akzeptiert wird.
Es bedarf hier neuer Instrumente, um den Bargeldkreislauf am Laufen zu halten. Die einen betreffen den Zugang und könnten zum Beispiel Vorgaben für Banken vorsehen, eine Mindestabdeckung an Geldautomaten vorzuhalten, wie es Schweden vorgemacht hat oder die Deckelung von Abhebegebühren. Auch das Recht aufs Barzahlen durchzusetzen ist ein wichtiger Hebel, um die Rolle des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel zu verankern.
Damit Verbraucher:innen auch in Zukunft selbst die Wahl haben, wie sie bezahlen wollen, und damit unser Zahlungssystem widerstandsfähig bleibt, müssen wir jetzt tätig werden. Es gibt viel zu tun.