- Verbraucherzentralen, vzbv und Mitgliedsverbände veröffentlichen Positionspapier mit Vorschlägen zur Bekämpfung von Mobilitätsarmut
- Repräsentative Befragung: Gut jede:r Vierte ist von mangelndem Mobilitätsangebot am Wohnort betroffen
- vzbv: Nächste Bundesregierung muss Mindestangebot für Bus und Bahn flächendeckend sicherstellen
Zum Supermarkt, zum Arzt oder zu einem Besuch bei der Familie: Damit Verbraucher:innen am Leben teilhaben können, müssen sie mobil sein. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht gemeinsam mit Verbraucherzentralen und -verbänden die Gefahr, dass begrenzte finanzielle Möglichkeiten oder fehlende Mobilitätsangebote vor Ort künftig noch mehr Menschen in ihrer Mobilität einschränken. Das Verbändebündnis fordert wirksame Maßnahmen, um vulnerable Bevölkerungsgruppen vor Mobilitätsarmut zu schützen.
„Mobil zu sein und wichtige Orte des täglichen Lebens zu erreichen, darf keine Frage des Geldbeutels, des Wohnortes oder des Alters sein. Schon heute verzichtet fast jede:r Fünfte auf Fahrten, weil Kraftstoff oder Bus- und Bahntickets zu teuer sind. Und bei gut jedem Vierten mangelt es am Angebot. Busse oder Bahnen fahren also erst gar nicht“, sagt Jutta Gurkmann Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik beim vzbv. „Mobilitätsarmut ist mit Risiken verbunden. Sie kann zu finanziellen Einbußen, mangelhafter gesundheitlicher Versorgung oder dem Verlust an gesellschaftlicher Teilhabe führen. Wer etwa in der Weihnachtszeit nicht zu seinen Lieben fahren kann, fühlt sich nicht nur ausgeschlossen, er ist es.“
Eine deutliche Mehrheit der Verbraucher:innen (72 Prozent) ist zudem der Ansicht, dass Mobilitätsarmut künftig zu einem noch größeren Problem in Deutschland werden könnte. Das zeigt eine repräsentative forsa-Befragung im Auftrag des vzbv.
Mobilitätsarmut schon heute ein Problem
Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) zählt laut forsa-Befragung bereits heute als „eher mobilitätsarm“, ist also von mindestens einem Kriterium sehr oder eher betroffen. In der Befragung wurden folgende vier Kriterien für Mobilitätsarmut verwendet. Als mobilitätsarm gelten demnach Personen,
- die Orte des täglichen Bedarfs schlecht erreichen (11 Prozent sehr oder eher betroffen),
- die aus finanziellen Gründen ihre Mobilität einschränken müssen (18 Prozent sehr oder eher betroffen),
- kein gutes Mobilitätsangebot, insbesondere des öffentlichen Verkehrs, vor Ort haben (27 Prozent sehr oder eher betroffen),
- oder viel Zeit dafür aufwenden müssen, die dann für Erholung oder soziale Aktivitäten fehlt (30 Prozent sehr oder eher betroffen).
Insbesondere jüngere Befragte (62 Prozent der 18- bis 34-Jährigen) und Haushalte mit geringem Einkommen (66 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen bis unter 2.000 Euro) sind bereits heute mehrheitlich von Merkmalen der Mobilitätsarmut betroffen.
„Damit Menschen mobil sein können und das auch bleiben, muss die Politik das Thema ernst nehmen und mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern. Ein Weg ist, das Angebot an Bussen und Bahnen gerade in ländlichen Regionen deutlich zu stärken. Die nächste Bundesregierung sollte Mindeststandards einführen, wie häufig Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein müssen“, sagt Gurkmann. Diese Standards könnten sich dabei je nach Region unterscheiden.
Das Verbändebündnis unter dem Dach des vzbv hat ein Positionspapier mit konkreten Vorschlägen zum Abbau von Mobilitätsarmut erarbeitet. Zusätzlich sind Maßnahmen aufgeführt, die speziell vulnerable Gruppen unterstützen sollen.
Methode:
Repräsentative Telefonbefragung (29. August bis 11. September 2024) von forsa im Auftrag des vzbv. Basis: 1.002 Personen ab 18 Jahren. Statistische Fehlertoleranz: max. ± 3 Prozentpunkte.