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Gemeinsam wirksam

Verbraucherschutz im Kontext der Zeit

Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit seinen Mitgliedern für Verbraucherschutz. Der vzbv wurde im Jahr 2000 gegründet und ging aus dem Zusammenschluss der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV), des Verbraucherschutzvereins (VSV) und der Stiftung Verbraucherinstitut hervor. Als Gegengewicht zu den Interessenverbänden der Wirtschaft wurde die AgV bereits 1953 von Sozialverbänden, Frauenvereinigungen und Konsumgenossenschaften gegründet.

Zu sehen ist auf einem schwarzweiß Foto das Innere eines Kauhauses, in dem sich zwischen Regalen und sogenannten Grabbeltischen viele Menschen befinden. Das Foto zeigt das Warenangebot in einem Kaufhaus in Köln, 1953.

Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00011119/ Rolf Unterberg

Zu  sehen ist ein schwarzweiß Portrait-Foto von John F. Kennedy mit Smoking und Fliege.

Quelle: epa afp/dpa – Bildarchiv

Zu sehen ist auf dem schwarzweiß Foto eine Landstraße, auf der ein schwarzes und weißes Pferd einen VW-Bulli der siebziger Jahr ziehen.

Quelle: Roedel/Keystone

Zu sehen ist auf einem schwarzweiß Foto eine Aneinanderreihung von Plkaten der 80iger Jahre. Auf dem ersten Plakat ist ein gezeichnetes Schaf zu sehen. Daneben ist eine Barcode mit einer Tür im unteren Drittel. Überschrieben ist die Zeichnung mit "vorher-nachher". Daneben ist noch ein Plakat mit Menschen zu sehen, das in Großbuchstaben die Haedline "Gigantisch" trägt.

Quelle: Kiechle-Klemt/Stadtarchiv München

Zu sehen ist das Panorama einer Stadt mit einer Ansammlung von Wolkenkratzern unter einem bewölkten grauen Himmel. Bankenviertel vor wolkenverhangenem Himmel. Das schwarzweiß Foto könnte die Ansicht von Frankfurt am Main zeigen.

Quelle: ullstein bild – Manfred Segerer

Zu sehen ist eine Menschenmenge vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Viele Menschen schwenken die Deutschlandfahne. Der Kleidung nach zu urteilen ist das Foto 1989 aufgenommen, als die Mauer fiel.

Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-000184359/ o. Ang.

Zu sehe nist ein kleiner quadratischer Plastikbeutel auf dem ein blaues Euro-Währungszeichen abgedruckt ist In dem verschweisten Beutel befinden sich verschiedene Euromünzen. Es handelt sich dabei um das Euro-Starter-Kit.

Quelle: blackboard1965 – stock.adobe.com

Zu sehen ist Renate Künast in ihrer damaligen Funktion als Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Sie steht vor einem weißen Plakat, auf dem das grüne Bio-Siegel abgebildet ist. Am unteren Rand des bildes sind Anschnitte von Hühnern und einem Hahn zu sehen.

Quelle: Bundesregierung B 145 Bild-00016486/ Bernd Kühler

Zu sehen ist ein großer Frachter, der mit bunten Containern beladen ist. Im Hintergrund sieht man die Entladungskräne des Hamburger Hafens.

Quelle: Joachim Kohler

Zu sehen ist eine Bank vor einme Gebäude, auf der nebeneinander bunt gekleidete Kinder Schulranzen auf dem Rücken sitzen. Jedes Kind schaut vertieft in ein Smartphone.

Quelle: Syda Productions – stock.adobe.com

Seit den 1950ern:Massenkonsum und Werbung

Zu sehen ist auf einem schwarzweiß Foto das Innere eines Kauhauses, in dem sich zwischen Regalen und sogenannten Grabbeltischen viele Menschen befinden. Das Foto zeigt das Warenangebot in einem Kaufhaus in Köln, 1953.

Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00011119/ Rolf Unterberg

Warenangebot in einem Kaufhaus in Köln, 1953

In den 1950er Jahren wächst die Wirtschaft in der Bundesrepublik sehr schnell. Das Warenangebot steigt rasch an. Große moderne Warenhäuser mit Selbstbedienung entstehen, in denen die umworbenen Konsumenten Möbel und Haushaltsgeräte erstehen. Kleine inhabergeführte Einzelhändler werden mehr und mehr durch Handelsketten und Versandhäuser mit großer Marktmacht ersetzt. Werbung mit großen Versprechungen ersetzt häufig die persönliche Beratung. Der einzelne Verbraucher verliert seinen Einfluss gegenüber dem Kaufmann und Händler und steht vor einer enormen Angebotsvielfalt, die überfordern kann.

In der Politik gelten rationale Kaufentscheidungen und Mut zum Konsum als Voraussetzung für den Wohlstand aller in der sozialen Marktwirtschaft. Inanspruchnahme von Beratung und ein kritischer Umgang mit – oftmals irreführender – Werbung werden wichtig.

1953

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV) wird gegründet. Als Verband der Verbände bündelt sie Verbraucherschutzverbände unter einem Dach. In Berlin wird die erste Verbraucherzentrale gegründet.

1961

In allen Bundesländern der BRD sind Verbraucherzentralen entstanden. Der Aufbau unabhängiger Verbraucherorganisationen beschränkt sich auf die Bundesrepublik. In der staatlich gelenkten Planwirtschaft der DDR entsteht keine Verbraucherschutzorganisation.

Die AgV führt für Waschmittel den ersten vergleichenden Warentest durch. Dieser soll der besseren Orientierung der Verbraucherinnen und Verbraucher dienen und erhält viel Aufmerksamkeit.

1964

Die Bundesregierung richtet die Stiftung Warentest zur Durchführung vergleichender Produkttests ein. Die AgV bzw. ab 2000 der vzbv und die Stiftung arbeiten eng zusammen.

1967

Die erste „Woche des Verbrauchers“ findet als groß angelegte Aufklärungsaktion der AgV statt, der Verbraucherzentralen, der Frauen- und Hausfrauenorganisationen sowie der Konsumgenossenschaften. Verbraucher werden dazu angehalten, Spontankäufe zu vermeiden und Preise zu vergleichen.

1971

Die Bundesregierung legt einen Bericht zur Verbraucherpolitik vor, die erste systematische Konzeption einer Verbraucherpolitik. Diese soll intensiviert und die Kaufkraft sowie das Realeinkommen der Verbraucher gesichert bzw. erhöht werden. Im selben Jahr wird die AgV reformiert, um Kräfte zu bündeln. Alle Verbraucherzentralen vereinen sich als Mitglieder unter ihrem Dach.

1972

Beim Bundesministerium für Wirtschaft wird ein Verbraucherbeirat eingerichtet. Sprecher wird der AgV-Präsident Otto Blum. Die Verbraucherarbeit erfährt bis Ende der 1970er Jahre v.a. durch das Wirtschaftsministerium erhebliche Unterstützung. Der Verbraucher soll aktiver Partner im Wirtschaftsleben werden.

2004

Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb wird reformiert: Telefonmarketing ist nur nach vorherigem Einverständnis erlaubt. Da sich viele Firmen nicht daran halten, strengt der vzbv zahlreiche Unterlassungsverfahren an.

2009

Das Gesetz gegen unerlaubte Telefonwerbung sowie die Novellierung des Telekommunikationsgesetzes treten in Kraft. Verbraucher können am Telefon geschlossene Verträge widerrufen.

Seit den 1960ern:Verbraucherrechte

Zu  sehen ist ein schwarzweiß Portrait-Foto von John F. Kennedy mit Smoking und Fliege.

Quelle: epa afp/dpa – Bildarchiv

Als erster amtierender Weltpolitiker spricht US-Präsident John F. Kennedy das Thema der Verbraucherrechte direkt an.

Verbraucher haben Rechte. Diese unterliegen einem stetigen Wandel. Die früheste bekannte Erklärung zu Verbraucherrechten auf politischer Ebene erfolgt 1962 durch John F. Kennedy. Er formuliert vier grundlegende Verbraucherrechte: Das Recht auf Sicherheit, auf Information, auf Wahlfreiheit und auf rechtliches Gehör. Diese bilden 1985 die Basis für die UN-Leitlinien für Verbraucherschutz.

1965

Die Klagebefugnis für Verbraucherverbände wird eingeführt: Sie markiert das Geburtsjahr des rechtlichen Verbraucherschutzes und ist zunächst auf irreführende Werbung beschränkt. Um das Klagerecht wahrzunehmen, rufen die AgV und die Verbraucherzentralen 1966 den Verbraucherschutzverein (VSV) ins Leben.

1978

Die Stiftung Verbraucherinstitut wird gegründet und hat u. a. die Aufgabe, Beratungskräfte der Verbraucherzentralen und Dozenten in der Erwachsenenbildung weiterzubilden.

2016

Das Verbandsklagerecht wird um den Datenschutz erweitert.

2018

Die Musterfeststellungsklage wird eingeführt. Mit diesem Instrument können Verbraucherverbände Schadenersatzansprüche von Verbrauchern feststellen lassen. Zehn Jahre lang hatte der vzbv für deren Einführung gekämpft. 2020 führt die erste Musterklage gegen VW im Zuge des Dieselskandals von 2015 zu einem Vergleich. VW muss Entschädigungen von bis zu 830 Mio. Euro zahlen.

2020

Die EU beschließt die Verbandsklage und ermöglicht damit, kollektivrechtlich direkt Schadensersatz zu erstreiten. Die Umsetzung in deutsches Recht ist bis Ende 2022 geplant.

Seit den 1970ern:Energie und Umwelt

Zu sehen ist auf dem schwarzweiß Foto eine Landstraße, auf der ein schwarzes und weißes Pferd einen VW-Bulli der siebziger Jahr ziehen.

Quelle: Roedel/Keystone

Während der Ölkrise sind Benzin und Diesel knapp. Die Menschen werden kreativ, um notwendige Transporte durchzuführen.

In den 1970ern nimmt die Umweltpolitik Gestalt an. Die Bundesregierung verabschiedet 1970 ein Sofortprogramm zum Umweltschutz. Die Ölkrise 1973 zeigt die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossilen Brennstoffen und bringt das Thema Energiesparen auf die Agenda. Energieanbieter nutzen die steigenden Preise, um die Endpreise überdurchschnittlich zu erhöhen – zum Schaden der Verbraucher.

In der Bevölkerung entwickelt sich zunehmend ein Bewusstsein für eine nachhaltige, ressourcenschonende Lebensweise. Ein Bedarf nach unabhängiger Beratung entsteht.

1970

Die AgV veröffentlicht erstmals umweltpolitische Forderungen. Infolge der Energiekrisen und der beginnenden Umweltbewegung entwickelt sich die Energieberatung neben dem Arbeits- und Gesundheitsschutz zu einem Schwerpunktthema der Verbraucher-interessen.

1978

Die AgV koordiniert den Aufbau der bundesweiten Energieberatung in den Verbraucherzentralen.

1983

Die AgV arbeitet am Umweltzeichen „Blauer Engel“ mit.

2002

Der vzbv richtet die kostenlose Experten-Hotline „Flutfon“ für Verbraucher ein.

2017

Das Projekt des vzbv und der Verbraucherzentralen „Marktwächter Energie” startet. Die Beobachtung des Energiemarktes aus Verbrauchersicht wird 2020 institutionelle Aufgabe des vzbv.

2020

Klimaschutz wird ein Lobbyschwerpunkt des vzbv.

2021

Ein neues EU-Energielabel macht Energie-Effizienz von Haushaltsgeräten transparenter und setzt langjährige Forderungen des vzbv um.

2022

In der Energiekrise sind die Börsenpreise für Strom, Gas, Öl und Kraftstoffe in ungeahnte Höhen gestiegen. Anbieter erhöhen reihenweise ihre Tarife für die privaten Haushalte. Die Bundesregierung entlastet die Verbraucher:innen mit drei Entlastungspaketen.

Seit den 1980ern:Datenschutz

Zu sehen ist auf einem schwarzweiß Foto eine Aneinanderreihung von Plkaten der 80iger Jahre. Auf dem ersten Plakat ist ein gezeichnetes Schaf zu sehen. Daneben ist eine Barcode mit einer Tür im unteren Drittel. Überschrieben ist die Zeichnung mit "vorher-nachher". Daneben ist noch ein Plakat mit Menschen zu sehen, das in Großbuchstaben die Haedline "Gigantisch" trägt.

Quelle: Kiechle-Klemt/Stadtarchiv München

Aus arglosen Bürgern werden Daten – 1987 führt die Bundesrepublik Deutschland eine Volkszählung durch, die von zahlreichen Protesten und Protestplakaten begleitet wird. Hier ein Plakat aus München.

1983 kommt das Bundesverfassungsgericht zu dem Urteil, dass die geplante Volkszählung in Teilen verfassungswidrig ist. Jeder muss selbst darüber entscheiden können, welche personenbezogenen Daten er von sich preisgeben möchte und wer sie verwenden darf. Das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung” wird etabliert. Es leitet sich aus den beiden ersten Artikeln des Grundgesetzes ab: der Menschenwürde und dem Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Dieses Urteil gilt als Geburtsstunde des Datenschutzes.

Mit der Computerisierung und den Möglichkeiten der Massendatenverarbeitung (die für die Bevölkerung im Zuge der RAF-Rasterfahndung deutlich wurde) fürchten viele Bürger den Missbrauch ihrer Daten. Das Schlagwort vom „gläsernen Bürger” kommt auf – ein Vorbote der Big-Data-Diskussion drei Jahrzehnte später.

1985

Der Verbraucherschutzverein (VSV) erstreitet das BGH-Urteil zur „Schufa-Klausel“, das das Kreditgewerbe zu einer grundlegenden Überarbeitung der Regelung über eine Verarbeitung personenbezogener Daten zwingt.

1990

Das Bundesdatenschutzgesetz tritt in Kraft.

2009

Das novellierte Bundesdatenschutzgesetz tritt in Kraft. Der vzbv hatte sich intensiv für die Wahrung und konsequente Umsetzung des Datenschutzrechts eingebracht.

2016

Die Datenschutzgrundverordnung wird verabschiedet: Ab 2018 gilt gleiches Datenschutzrecht in allen EU-Mitgliedstaaten.

2020

Nach einer Klage des vzbv stärkt der BGH die digitale Privatsphäre und setzt enge Grenzen für den Cookie-Einsatz. Fortan muss es die Option geben, Cookies abzulehnen.

Eine Kooperation des vzbv mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) startet, um Verbraucher in der digitalen Welt besser zu schützen.

Seit den 1980ern:Kredite und Banken

Zu sehen ist das Panorama einer Stadt mit einer Ansammlung von Wolkenkratzern unter einem bewölkten grauen Himmel. Bankenviertel vor wolkenverhangenem Himmel. Das schwarzweiß Foto könnte die Ansicht von Frankfurt am Main zeigen.

Quelle: ullstein bild – Manfred Segerer

Markt- und Regulierungsversagen gelten als Ursachen für die Finanzkrise.

Ende der 1970er Jahre sind die Zinsen sehr niedrig, der Wirtschaft geht es nicht gut. In den 1980er Jahren droht vielen Deutschen der Bankrott. Sie sind überschuldet. Verbraucher können ihr gesunkenes Einkommen durch billige Kredite – mit häufig sittenwidrigen Rückzahlungsbedingungen – ausgleichen. Versandhäuser verschlimmern die Situation noch, indem sie Bestellungen zulassen, ohne die Bonität der Besteller zu prüfen. Das Geschäft privater Kreditvermittler ist weitgehend nicht reguliert und die Banken nehmen die so abgeschlossenen Kreditverträge dankend an.

Ab 2007 kommt es zur schwersten globalen Banken- und Finanzkrise seit der Nachkriegszeit. Viele Verbraucher fürchten um ihre Ersparnisse und fühlen sich von ihren Geldinstituten im Stich gelassen.

1986

Die AgV geht davon aus, dass Kredite für rund drei Mrd. DM sittenwidrig an Privatverbraucher vergeben wurden.

1987

Verbraucherverbände mahnen 50 Banken wegen überhöhter Verzugszinsen ab. 1988 verpflichtet der Bundesgerichtshof Banken, ihre Verzugszinsen zu reduzieren.

1999

Der VSV erstreitet Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs zu Preisklauseln der Banken.

2009

Die Hotline zur Finanz- und Wirtschaftskrise des vzbv und der Verbraucherzentralen nutzen Hunderttausende Verbraucher.

2015

Das Projekt „Marktwächter Finanzen“ des vzbv und der Verbraucherzentralen startet. Die Beobachtung des Finanzmarktes aus Verbrauchersicht wird 2020 institutionelle Aufgabe des vzbv.

2016

Jeder Bürger erhält das Recht auf ein Girokonto mit Mindestfunktionen. Der vzbv hatte sich jahrelang dafür eingesetzt.

In den Folgejahren verteidigt der vzbv dieses Recht mit Klagen gegen Banken, die unangemessen hohe Gebühren für das Basiskonto verlangten.

2021

BGH-Urteil: Banken müssen Vertrags- und Preisanpassungen klar und nachvollziehbar in den AGB regeln. Die zu Unrecht erhobenen Gebühren müssen  Banken und Sparkassen zurückzahlen.

2022

Die EU hat die Verbraucherkreditrichtlinie so überarbeitet, dass diese auch Kreditarten wie Buy-now-pay-later, Nullprozentfinanzierungen und Kredite unter 200 Euro einschließt. Handlungsbedarf besteht beim Schutz vor überhöhten Zinsen.

1990:Wiedervereinigung

Zu sehen ist eine Menschenmenge vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Viele Menschen schwenken die Deutschlandfahne. Der Kleidung nach zu urteilen ist das Foto 1989 aufgenommen, als die Mauer fiel.

Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-000184359/ o. Ang.

Der Mauerfall in Berlin, 1989

Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer, das Symbol der Teilung Deutschlands. Am 3. Oktober 1990 werden die beiden deutschen Staaten vereinigt.

Unlautere Geschäftspraktiken in Ostdeutschland werden zum Problem. Einige Unternehmen und viele freie Handelsvertreter versuchen, die geschäftliche Unerfahrenheit vieler DDR-Bürger auszunutzen.

1989

Nach Öffnung der Berliner Mauer führt die AgV mit der Verbraucherzentrale Berlin einen speziellen Preisvergleich für Käuferinnen und Käufer aus der DDR zu stark nachgefragten Kleingeräten der Unterhaltungselektronik durch. Ziel ist zu zeigen, dass sich Preisvergleiche finanziell lohnen.

1990

Nach der Wiedervereinigung beginnt der Aufbau von Verbraucherzentralen und Beratungsstellen in den neuen Bundesländern, unterstützt von der AgV. In der DDR wird der Verband für Verbraucherschutz gegründet.

Seit den 1990ern:Europäisierung und Liberalisierung

Zu sehe nist ein kleiner quadratischer Plastikbeutel auf dem ein blaues Euro-Währungszeichen abgedruckt ist In dem verschweisten Beutel befinden sich verschiedene Euromünzen. Es handelt sich dabei um das Euro-Starter-Kit.

Quelle: blackboard1965 – stock.adobe.com

Starter-Kit, 2001/2002

Der europäische Binnenmarkt, der größte gemeinsame Markt der Welt, ermöglicht den freien Verkehr von Waren, Kapital, Dienstleistungen und Personen. Durch die Liberalisierung des Handels können Konsumenten zwischen Produkten aus vielen Ländern der EU wählen.

Am 1. Januar 2002 wird der Euro als Bargeld eingeführt. Die Euro-Umstellung ist das Medienthema 2001/2002. Die Debatte, ob die Einführung des Euro zu Preiserhöhungen führt, dominiert die Schlagzeilen.

Die EU setzt gemeinsame Standards, die Mitgliedstaaten müssen ihre national unterschiedlichen Rechtsvorschriften harmonisieren. Auch immer mehr Verbraucherschutzgesetze in Deutschland haben ihren Ursprung in Brüssel. Die europäischen Maßnahmen sollen die Gesundheit, die Sicherheit sowie die wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der europäischen Verbraucher schützen.

Parallel zur Europäisierung kommt es zu einer zunehmenden Privatisierung von Infrastrukturunternehmen, sozialer Sicherungssysteme und öffentlicher Dienstleistungen. Unter den zahlreichen seriösen Anbietern tauchen immer wieder auch solche mit fragwürdigen Geschäftspraktiken auf.

1992

In der EU wird Verbraucherpolitik zur Gemeinschaftspolitik mit vertraglicher Grundlage. Die AgV beteiligt sich am Aufbau von Verbraucherorganisationen in Staaten Mittel- und Osteuropas. Bereits 1962 wurde der europäische Verbraucherverband BEUC gegründet. Die AgV war damals Gründungsmitglied.

2001

Der vzbv richtet die Telefonhotline „Euro-Fon“ ein und versachlicht die Debatte um den Euro als „Teuro“.

2007

vzbv und Verbraucherzentralen starten die erfolgreiche Kampagne „Strom. Jetzt wechseln. Jetzt sparen.“

2012

Brüssel setzt zunehmend den Rahmen für Verbraucher in Deutschland. Seit 2012 hat der vzbv dort ein Büro.

2020

Der europäische Gerichtshof entscheidet nach einer Klage des vzbv, dass der seit 2017 geltende Roaming-Tarif innerhalb der EU für Verbraucher:innen automatisch in Kraft tritt.

Seit den 2000ern:Lebensmittelsicherheit

Zu sehen ist Renate Künast in ihrer damaligen Funktion als Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Sie steht vor einem weißen Plakat, auf dem das grüne Bio-Siegel abgebildet ist. Am unteren Rand des bildes sind Anschnitte von Hühnern und einem Hahn zu sehen.

Quelle: Bundesregierung B 145 Bild-00016486/ Bernd Kühler

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, stellt 2001 das neue Bio-Siegel vor

Lebensmittelskandale sind keine neue Erscheinung, doch erst die BSE-Krise 2000, die eine Absatzkrise auf dem Fleischmarkt auslöst, führt zu einem Umdenken in der Lebensmittelregulierung und der Verbraucherpolitik – sowohl in der EU als auch in den einzelnen Mitgliedstaaten. Verbraucherschutz erfährt eine massive Aufwertung. Der Präventionsgedanke erhält Auftrieb. Die Menschen sollen durch eine institutionell gestärkte Verbraucherpolitik besser vor gesundheitsschädigenden Lebensmitteln geschützt und das gesunkene Vertrauen der Verbraucher in die Qualität von Lebensmitteln soll gestärkt werden.

2001

Das Ressort Verbraucherschutz wird erstmalig im Namen eines Ministeriums aufgenommen, im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.

2002

Der vzbv und der österreichische Verein für Konsumenteninformation mahnen Lebensmittelkonzerne wegen irreführender Werbung mit ländlicher Idylle ab.

2011

vzbv und Verbraucherzentralen starten das Internetportal www.lebensmittelklarheit.de.

Seit den 2000ern:Globalisierung

Zu sehen ist ein großer Frachter, der mit bunten Containern beladen ist. Im Hintergrund sieht man die Entladungskräne des Hamburger Hafens.

Quelle: Joachim Kohler

Im Hamburger Hafen: Der internationale Handel nimmt zu, die Globalisierung erreicht auch Verbraucher und wird zu einem Thema für den vzbv.

Um die Jahrtausendwende ist das Schlagwort von der Globalisierung überall präsent. Durch den Prozess der immer enger zusammenwachsenden Welt ändert sich das Leben der Menschen tiefgreifend. Insbesondere im Bereich der ökonomischen Verflechtung schreitet die Globalisierung weit voran.

Durch die Öffnung der Märkte haben Verbraucher grenzüberschreitend Zugang zu einer Vielfalt von Produkten und Dienstleistungen. Internationale Standards für Produktsicherheit und Gesundheitsverträglichkeit sowie Umwelt- und Sozialnormen gewinnen damit an Bedeutung.

2013

Die EU und die USA beginnen ihre Verhandlungen über eine Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). Der vzbv fordert klare rote Linien der Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden der USA und der EU und macht sich für mehr Verbraucherschutz stark.

2017

Mit YouTube-Videos und Checklisten informiert der vzbv in verschiedenen Sprachen über die wichtigsten Verbraucherthemen für Flüchtlinge.

2021

Mit dem Faire-Verbraucherverträge-Gesetz ist Schluss mit überlangen automatischen Vertragsverlängerungen. Komplizierte Kündigungsprozesse werden mit der Einführung eines Kündigungs-Buttons im Internet erleichtert. Dennoch besteht weiterer Handlungsbedarf, um Verbraucher:innen effektiv vor Kostenfallen zu schützen.

Seit den 2010ern:Soziale Netzwerke und digitale Kommunikation

Zu sehen ist eine Bank vor einme Gebäude, auf der nebeneinander bunt gekleidete Kinder Schulranzen auf dem Rücken sitzen. Jedes Kind schaut vertieft in ein Smartphone.

Quelle: Syda Productions – stock.adobe.com

75 Prozent der Zehn- und Elfjährigen haben heute ein eigenes Smartphone.

2004 wird Facebook, 2005 YouTube und 2006 Twitter gegründet. 2010 folgt Instagram. In den 2010er Jahren wachsen die Nutzerzahlen von Social Media gigantisch. Auch das Smartphone und die Nutzung von Messengerdiensten wie WhatsApp erleben ihren Durchbruch.

Die digitale Kommunikation ermöglicht es, mit anderen Menschen überall und jederzeit verbunden zu sein, birgt aber auch Risiken: Es werden viele persönliche Daten preisgegeben, die häufig kommerziell genutzt und missbräuchlich verwendet werden.

2009

Der vzbv startet das Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen Welt“.

2012

Der vzbv klagt erfolgreich gegen Facebook: Das Landgericht Berlin entscheidet, dass Facebook mit dem Freundefinder gegen Verbraucherrechte verstößt. Auch der BGH kommt 2016 zu diesem Urteil.

2015

Das Projekt „Marktwächter Digitale Welt“ des vzbv und der Verbraucherzentralen startet. Die Beobachtung des Digitalmarktes aus Verbrauchersicht wird 2020 institutionelle Aufgabe des vzbv.

2022

Eingeführt mit dem Gesetz für faire Verbraucherverträge im Jahr 2021 ist der digitale Kündigungsbutton ab Juli 2022 Pflicht. Er ermöglicht es Verbraucher:innen, Verträge, die sie online abgeschlossen haben, genauso einfach zu kündigen.

Seit den 2020ern:Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Energiekrise

Zu sehen sind eine junge Frau und und ein junger Mann vor einem mehrstöckigen Haus, vor dem ein rotes Auto parkt. Die beiden jungen Menschen tragen eine medizinische Gesichtsmaske und begrüßen sich, indem sie ihre Ellenbogen aneinanderstoßen. Zwei Menschen begrüßen sich per "Ellenbogen-Check"

Quelle: Volurol – stock.adobe.com

Mund-Nasen-Schutz und Abstand halten. Neue Verhaltensregeln prägen den Alltag in Corona-Zeiten

Seit Beginn 2020 wird die Welt durch die COVID-19-Pandemie in Atem gehalten. Windige Geschäftemacher nutzen die Angst vor dem Virus aus: Fake-Shops im Internet bieten Atemschutzmasken oder Toilettenpapier an, liefern die im Voraus bezahlten Waren jedoch nicht. Schutzmasken und Desinfektionsmittel werden zu überhöhten Preisen verkauft.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 löst eine Energiepreiskrise aus. Worauf wir uns in Europa einstellen müssen.

2020

Der vzbv ruft Verbraucher:innen auf, Abzockmaschen zu melden und geht juristisch dagegen vor.

2020

Der Deutsche Bundestag beschließt: Keine Zwangsgutscheine bei Pauschalreisen. Können Verbraucher:innen ihre Reise aufgrund der Corona-Pandemie nicht antreten, haben sie weiterhin Recht auf Erstattung. Der vzbv setzt sich in der Pandemie für die Stärkung von Verbraucherrechten ein.

2022

In der Energiekrise sind die Börsenpreise für Strom, Gas, Öl und Kraftstoffe in ungeahnte Höhen gestiegen. Zur Entlastung der Verbraucher:innen hat die Bundesregierung drei Entlastungspakete auf den Weg gebracht. Diese enthalten Preisbremsen für Strom und Gas, vorübergehende Umsatzsteuersenkungen für Gas, Entlastungen für Heizungen mit Heizöl, Flüssiggas, Kohle und Holz, 300 Euro Energiegeld und weitere Hilfen. Der vzbv hat sich für die Verbraucher:innen stark gemacht und die Maßnahmen begrüßt. Auch auf Drängen des vzbv hat die Bundesregierung dabei an entscheidenden Stellen nachgebessert.

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