- Bis zu 262 Euro für einen Geschirrkorb: Ersatzteilpreise stehen nicht immer im Verhältnis zum Neukaufpreis der Spülmaschinen
- Trotz Regulierung: Vier von zehn der untersuchten Hersteller stellen Ersatzteile nicht vollständig bereit
- vzbv: Konkrete Vorgaben notwendig, was als „angemessener Preis“ für Reparatur und Ersatzteile gilt
In einem aktuellen Marktcheck hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Herbst 2024 zehn Geschirrspülmodelle bekannter Hersteller untersucht. Das Ergebnis: Ersatzteile sind teils schwer zu finden, die Preise variieren erheblich und nicht alle Hersteller halten sich an gesetzliche Regelungen. Der vzbv fordert konkrete Vorgaben für die Preisgestaltung von Reparaturen. Sind Ersatzteile gar nicht verfügbar, stellt das schon jetzt einen Verstoß gegen bestehende europäische Regeln dar. Hier muss die Marktüberwachung der Länder tätig werden.
„Wenn zwei Geschirrkörbe als Ersatzteil gemeinsam mehr kosten als das Neugerät, dann kann es sich nicht um einen angemessenen Ersatzteilpreis handeln. Damit der Weg aus der Wegwerfgesellschaft gelingt, muss sich Reparieren auch finanziell für Verbraucher:innen lohnen“, sagt Keo Sasha Rigorth, Team Mobilität und Reisen beim vzbv.
„Das Recht auf Reparatur ist ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Gerade Elektrogeräte sollten reparierbar sein und nicht bei jedem Defekt sofort auf dem Müll landen. Eine Reparatur muss sich aber auch finanziell lohnen. Was ein angemessener Reparaturpreis ist, ist derzeit reine Auslegungssache der Hersteller. Das zeigen auch die großen Preisunterschiede für Ersatzteile in unserem Marktcheck. Wir brauchen konkrete Vorgaben, wie sich ein Preis als angemessen bestimmen lässt. Sonst bleibt das Gesetz ohne messbare Wirkung“, so Rigorth.
Die europäische Richtlinie zum Recht auf Reparatur sieht vor, dass Reparaturen auch nach Ende der gesetzlichen Gewährleistungsfrist für einige Produktgruppen zu einem angemessenen Preis angeboten werden müssen. Die Richtlinie muss bis Juli 2026 in nationales Recht umgesetzt werden.
Marktcheck: Große Preisunterschiede bei Ersatzteilen
Beim aktuellen vzbv-Marktcheck wurde für zehn Geschirrspülmodelle untersucht, ob die Hersteller den oberen und unteren Geschirrkorb als Ersatzteile online zur Verfügung stellen. Zusätzlich wurden die Ersatzteilpreise und Rahmenbedingungen der Bestellung erhoben.
Der Marktcheck des vzbv zeigt große Preisunterschiede bei den untersuchten Ersatzteilen: Für den oberen Geschirrkorb werden Preise zwischen 55 Euro und 262 Euro verlangt, für den unteren Geschirrkorb zwischen 68 Euro und 189 Euro. Damit kostet das teuerste Ersatzteil fast fünfmal so viel wie das günstigste.
Die Ersatzteilpreise stehen aus Sicht des vzbv somit nicht immer in Relation zum Neukaufpreis der Geschirrspüler: Der Ersatzteilpreis für den oberen Geschirrkorb beträgt zwischen 10 und 61 Prozent des Neupreises, für den unteren Geschirrkorb liegt der Ersatzteilpreis zwischen 10 und 45 Prozent des Neupreises. Ein möglicher Preistreiber: Die Geschirrkörbe werden teils nur im Verbund mit anderen Ersatzteilen angeboten und lassen sich nicht einzeln bestellen.
Zudem zeigt der Marktcheck Lücken bei der Verfügbarkeit von Ersatzteilen: Nur bei sechs von zehn Herstellern waren beide Geschirrspülkörbe verfügbar und konnten direkt auf der Webseite bestellt werden. Vier Hersteller erfüllten die Vorgaben der europäischen Ökodesign-Verordnung somit nicht oder nicht vollständig. Wenn Ersatzteile vorhanden waren, waren sie nicht immer leicht auf den Webseiten der Hersteller aufzufinden. So erschwerten zum Beispiel teils fehlende bildliche Darstellungen oder kryptische Artikelbezeichnungen das Identifizieren der richtigen Ersatzteile.
Hintergrund
Seit Januar 2021 sind Hersteller bzw. Inverkehrbringer von Haushaltsgeschirrspülern verpflichtet, bestimmte Ersatzteile wie Türscharniere und Geschirrkörbe für mindestens zehn Jahre nach dem Inverkehrbringen des letzten Exemplars eines Modells anzubieten. Die seit Juli 2024 in Kraft getretene EU-Richtlinie zum Recht auf Reparatur legt ergänzend fest, dass Reparaturen nach der gesetzlichen Gewährleistungsfrist zu angemessenen Preisen von den Herstellern angeboten werden müssen. Konkrete Kriterien, was ein angemessener Preis sei, fehlen jedoch.
Methode
Der Marktcheck wurde am 18. September 2024 durchgeführt. Dabei wurden Geschirrspüler als eines der regulierten Haushaltsgroßgeräte untersucht. Der Marktcheck konzentrierte sich auf solche Vorgaben, die mittels Online-Recherche geprüft werden können. Untersucht wurde jeweils ein Modell der zehn Hersteller, die im Bestand in Deutschland am häufigsten anzutreffen sind. Als Grundlage für die Auswahl der Modelle wurden die Daten aus der europäischen Datenbank EPREL genutzt.