Datum: 06.09.2021

Keine Milliardengeschenke für Strom- und Gasnetzbetreiber

vzbv fordert deutliche Absenkung der geplanten Eigenkapitalzinssätze für Netzbetreiber

  • Gutachten: Geplante Renditegarantie für Strom- und Gasnetzbetreiber durch Bundesnetzagentur ist zu hoch
  • Entlastung der Stromkunden bei den Netzentgelten ist unzureichend
  • vzbv: Geplante Zinssätze spiegeln Niedrigzinsphase und geringes Marktrisiko für Strom- und Gasnetzbetreiber nicht wieder
Kühltürme und blauer Himmel

Quelle: ReinhardT - Adobe Stock

Die von der Bundesnetzagentur geplanten Renditegarantien für die Betreiber von Strom- und Gasleitungen sind zu hoch. Zu diesem Fazit kommt ein aktuelles Gutachten von Professor Thomas Wein von der Universität Lüneburg im Auftrag des Energieversorgers Lichtblick. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert eine deutliche Absenkung der geplanten Eigenkapitalzinssätze um mehr als einen Prozentpunkt. Damit könnten allein Stromkunden nach Berechnungen von Prof. Wein und des vzbv rund 1,1 Milliarden Euro in der vierten Regulierungsperiode einsparen. 

„Milliardengeschenke für die Netzbetreiber sind fehl am Platz. Schon jetzt zahlen Verbraucher:innen in Deutschland die höchsten Strompreise in Europa und auch die Gaspreise steigen aktuell stark an. Die Bundesnetzagentur müsste darauf hinwirken, dass Verbraucher:innen bestmöglichst entlastet werden. Stattdessen will sie die Eigenkapitalzinsen für Netzbetreiber unnötig hoch ansetzen“, sagt vzbv-Energieexperte Thomas Engelke. „In der aktuellen Niedrigzinsphase sind den Verbraucher:innen Eigenkapitalzinssätze von 4,59 Prozent für die Unternehmen nicht zu vermitteln. Niedrigzinsen sollten auch für Netzbetreiber gelten.“

Hohe Zinsen sind ein Geschenk für die Netzbetreiber

Der vzbv verweist darauf, dass die geplanten Eigenkapitalzinsen von 4,59 Prozent beim aktuellen Zinsumfeld einem Geschenk für die Konzerne gleichkommt. Zwar lagen die Umlaufsrenditen festverzinslicher Wertpapiere, die ein wichtiger Referenzpunkt zur Berechnung der Eigenkapitalsätze darstellen, im Durchschnitt der letzten zehn Kalenderjahre (2011 bis 2020) bei 0,74 Prozent. Allerdings zeigt die zeitliche Entwicklung stark nach unten. Seit etwa zwei Jahren ist die Rendite sogar negativ. Der vzbv fordert, diese Entwicklung und insbesondere das Jahr 2021 auch mit zu berücksichtigen. Daraus ergäbe sich eine durchschnittliche Umlaufrendite von lediglich 0,47 Prozent als risikoloser Zinssatz für die Netzbetreiber. Im Ergebnis würden die Zinssätze gegenüber dem Vorschlag der Bundesnetzagentur also sinken.

Wagniszuschlag muss Risiko der Netzbetreiber realistisch spiegeln

Die Regulierung der Eigenkapitalzinssätze muss die wettbewerblichen Bedingungen in den Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetzen bestmöglichst abbilden. Die zweite wesentliche Komponente des Eigenkapitalzinssatzes ist der sogenannte Wagniszuschlag, der als Aufschlag auf den risikolosen Zinssatz zusätzlich gewährt wird. Dem oben beschriebenen Leitprinzip der Regulierung folgend sollte dieser Wert das tatsächliche und zu Marktpreisen bewertete Risiko der Netzbetreiber nicht übersteigen.

Formal lässt sich der Wagniszuschlag daher als Produkt einer Marktrisikoprämie und eines Risikofaktors berechnen. Allerdings berücksichtigt die Bundesnetzagentur nach Berechnungen von Prof. Wein die spezifischen Rahmenbedingungen der deutschen Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetze nicht ausreichend. Damit ergeben sich ein zu hohes Risiko und ein zu hoher Wagniszuschlag. Der vzbv fordert daher die Absenkung des Wagniszuschlags auf 2,36 Prozent.

Vzbv-Vorschlag würde Stromkunden um 1,1 Milliarden Euro entlasten

Der vom vzbv geforderte reduzierte risikolose Zinssatz und Wagniszuschlag würde einen um 1,12 Prozent auf 3,47 Prozent verminderten Eigenkapitalzinssatz für Altanlagen ergeben. Damit könnten allein für die Stromkunden ca. 1,1 Mrd. Euro eingespart werden.

Hintergrund

Das Gutachten von Lichtblick finden Sie hier.

 

Bundestagswahl 2021

Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. Der vzbv fordert eine neue Verbraucherpolitik: krisenfest, fair und nachhaltig. Starker Verbraucherschutz schafft Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Davon profitieren  Verbraucher:innen und Unternehmen. #StarkeVerbraucher www.starke-verbraucher.de

Downloads

Renditen für Netzbetreiber viel zu hoch

Renditen für Netzbetreiber viel zu hoch

Stellungnahme des vzbv | 25. August 2021

Ansehen
PDF | 170.69 KB

Alles zum Thema: Strommarkt

Artikel (58)
Dokumente (25)
Industrienetzentgelte weiterentwickeln

Industrienetzentgelte weiterentwickeln

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands vom 18. September 2024

Ansehen
PDF | 178.62 KB
Anreize für effizienteres  Verhalten der Stromnetzbetreiber

Anreize für effizienteres Verhalten der Stromnetzbetreiber

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum Festlegungsentwurf der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum generellen sektoralen Produktivitätsfaktor für Betreiber von Elektrizitätsversorgungsnetzen (4. Regulierungsperiode)

Ansehen
PDF | 86.3 KB
Fahrpläne zur Transformation der Gasnetze verbraucherfreundlich ausgestalten

Fahrpläne zur Transformation der Gasnetze verbraucherfreundlich ausgestalten

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zum Entwurf der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur Festlegung zum Format der Fahrpläne für die Umstellung der Netzinfrastruktur auf die vollständige Versorgung der Anschlussnehmer mit Wasserstoff gemäß § 71k Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Ansehen
PDF | 158.97 KB
Energiewirtschaftsrecht verbraucherfreundlich weiterentwicken

Energiewirtschaftsrecht verbraucherfreundlich weiterentwicken

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zum Referentenentwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) eines Gesetzes zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts im Bereich der Endkundenmärkte, des Netzausbaus und der Netzregulierung | September 2024

Ansehen
PDF | 320.03 KB
Netzanschluss beschleunigen

Netzanschluss beschleunigen

Stellungnahme des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zu einem Regelungsentwurf der Abteilung III des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Beschleunigung von Netzanschlüssen

Ansehen
PDF | 170.5 KB
Urteile (3)
Umfragen (1)
Termine (2)

Kontakt

Kontakt

Icon für Kontakt für Verbraucher

Service für Verbraucher:innen

Was suchen Sie? Wählen Sie eine passende Option:

Kontakt

Thomas Engelke

Thomas Engelke

Leiter Team Energie und Bauen

info@vzbv.de +49 30 25800-0

Kontakt

Zu sehen ist auf hellem Grund der rot gezeichnete Rahmen eines Telefonhörers.

Pressestelle

Service für Journalist:innen

presse@vzbv.de +49 30 25800-525