Das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium erarbeiten mit Unterstützung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland. Die OECD hat nun ihren Vorschlag für die Strategie überreicht. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) war in den vorgelagerten Anhörungsprozess eingebunden. Die Perspektive des Verbraucherschutzes findet sich aber nicht ausreichend wieder, kommentiert Vera Fricke, Leiterin Team Verbraucherbildung im vzbv:
„Bildung muss unabhängig sein – gerade, wenn es um das Thema Geld geht. Der Vorschlag zur Finanzbildungsstrategie erwähnt Unabhängigkeit der Bildung mit keinem Wort. Das ist ein Einfallstor für kommerzielle Anbieter. Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden. Auch bleibt offen, woran Qualität in der Finanzbildung künftig gemessen werden soll. Die nationale Strategie muss sicherstellen, dass Finanzbildung frei von wirtschaftlichen Interessen und inhaltlich sowie didaktisch hochwertig ist.
Aus Sicht des vzbv ist es richtig, dass der OECD-Vorschlag junge Menschen als relevante Zielgruppe benennt. Die Grundlagen für finanzielle Bildung sollten möglichst früh gelegt werden. Finanzbildung muss dort stattfinden, wo wir alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Elternhaus erreichen: in der Schule. Damit das gelingt, müssen Bund und Länder zusammenarbeiten.
Empfehlungen, wonach ein Portal mit Unterstützungsangeboten und ein Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte neu entwickelt werden sollen, sieht der vzbv kritisch. Denn es gibt bereits etablierte und öffentlich finanzierte Angebote, wie den Materialkompass oder die „Verbraucherschule“ des vzbv, die genau das leisten. Doppelstrukturen verschwenden Zeit und Ressourcen. Die Bundesregierung sollte stattdessen bereits erfolgreich erprobten unabhängigen Angeboten eine langfristige Perspektive geben. “
Weitere Informationen
Der Verbraucherzentrale Bundesverband unterstützt Schulen und Lehrkräfte dabei, Finanzen und andere Verbraucherthemen in den Unterricht zu bringen. Der Materialkompass hilft bei der Recherche nach qualitätsgeprüften Unterrichtsmaterialien. Im Jahr 2016 startete das Angebot „Verbraucherschule“. Hier erhalten Lehrkräfte unter anderem Fortbildungen und Impulse für den Unterricht. Mittlerweile zählt das Netzwerk bundesweit rund 530 Schulen.