- Studie: Allein bei vier Produktgruppen könnten Verbraucher 3,67 Milliarden Euro pro Jahr sparen, würden Produkte länger halten.
- Treibhausgasemissionen reduzieren: Langlebige Produkte sparen 3,93 Millionen Tonnen CO2e (CO2-Äquivalent) jährlich ein.
- Bundesregierung muss sich auf nationaler und EU-Ebene für eine neue Produktpolitik einsetzen.
Fernseher, Smartphones, Waschmaschinen und Notebooks: Kaufentscheidungen für haltbare Produkte und deren lange Nutzung bergen ein enormes finanzielles Einsparpotential für Verbraucherinnen und Verbraucher und könnten erheblich zur Reduktion von schädlichen Klimagasen beitragen. Das zeigt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der vzbv fordert die Bundesregierung deshalb auf, auf nationaler und europäischer Ebene die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Verbraucher sich für langlebige Produkte entscheiden können.
„Mit der Verlängerung der Lebensdauer von Produkten gehen Klimaschutz und Verbraucherschutz Hand in Hand. Schon vier Produktgruppen haben ein Einsparpotential von 3,93 Millionen Tonnen CO2e jährlich. Das entspricht dem Ausstoß von 1,85 Millionen Autos. Die Bundesregierung muss handeln und für Verbraucher klimaverträgliches Verhalten vereinfachen“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv.
Bei allen untersuchten Produktgruppen – Fernseher, Smartphones, Waschmaschinen und Notebooks – sparen Verbraucher, wenn sie sich für langlebige Produkte entscheiden. Dabei sind die Kosten für den Energieverbrauch und mögliche Reparaturen bereits eingerechnet. Das größte Potential haben Smartphones. Nimmt man eine gewünschte Nutzungsdauer von sieben Jahren an, kann der einzelne Verbraucher bis zu 242 Euro sparen. Auf alle Smartphonebesitzer hochgerechnet ergibt das eine Summe von 15,668 Milliarden Euro.
Verbraucher müssen haltbare Produkte erkennen können
Verbraucher wünschen sich, dass Produkte wesentlich länger halten, wie zahlreiche Umfragen belegen. Immer wieder beschweren sich Verbraucher über Produkte, die vorzeitig kaputtgehen, nicht reparierbar sind oder durch fehlende Software-Updates nicht mehr nutzbar sind.
„Verbraucher haben kaum die Möglichkeit, sich bewusst für langlebige Produkte zu entscheiden. Zuverlässige Informationen zur Haltbarkeit und Lebensdauer von Produkten fehlen bislang noch“, so Müller. Ist der Anschaffungspreis die alleinige Information, die Verbrauchern zur Verfügung steht, griffen sie häufig zum billigeren Produkt und zahlten am Ende drauf.
Neue Produktpolitik notwendig
Auf EU-Ebene wurde im Rahmen des Green Deals und des Aktionsplans Kreislaufwirtschaft 2020 die Förderung nachhaltiger, langlebiger und reparierbarer Produkte in Aussicht gestellt. „Jetzt bietet sich für die Bundesregierung die Chance eine Produktpolitik anzustoßen, die verbraucherfreundlich und gleichzeitig zur Bewältigung der Klimakrise notwendig ist“, so Müller. Dazu müsse das neue Arbeitsprogramm der EU-Kommission Mindestkriterien für Haltbarkeit im EU-Ökodesign-Recht einführen. Außerdem müssten Verbraucherinformationen verbessert werden, zum Beispiel durch einen Reparaturindex und verpflichtende Angaben zur Lebensdauer.
In Deutschland könnten zielführende Maßnahmen schon kurzfristig umgesetzt werden. Die derzeitige gesetzliche Gewährleistungsfrist von zwei Jahren muss aus vzbv-Sicht deutlich angehoben werden,– wie in anderen EU-Ländern schon geschehen. Sie sollte für die zu erwartende Lebensdauer gelten. Kurze Gewährleistungsfristen nützen Unternehmen, die mangelhafte Waren herstellen. Sie schaden denjenigen, die Qualität liefern. Diese würde gleichzeitig mehr Markttransparenz für Verbraucher bei Garantieangeboten schaffen.