- Verbraucherschützer schauen mit gemischten Gefühlen auf die Halbzeitbilanz der Großen Koalition.
- Der Verbraucherreport 2019 zeigt: Das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Politik sinkt seit drei Jahren kontinuierlich.
- Altersvorsorge und Telekommunikation sind wichtige Themen für Verbraucher.
Die Große Koalition hat einige ihrer verbraucherpolitischen Vorhaben angestoßen oder umgesetzt. Das zeigt der Politikcheck des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Laut Verbraucherreport 2019 verliert die Politik aber im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren weiter an Vertrauen. Um das Vertrauen zu stärken, müssen die Alltagsprobleme der Menschen auf die Agenda der Politik. Die Ergebnisse des Verbraucherreports und der Marktbeobachtung haben die wesentlichen Sorgen der Verbraucher identifiziert.
„Als Verbraucherschützer schauen wir mit gemischten Gefühlen auf die Halbzeitbilanz der Großen Koalition. Einige verbraucherpolitische Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag wurden umgesetzt, aber vieles muss noch angepackt werden – besonders da, wo den Verbraucherinnen und Verbrauchern wirklich der Schuh drückt. Nur so kann die Große Koalition das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv.
Nur noch jeder Fünfte vertraut der Politik
Das Vertrauen in die Politik nimmt laut Verbraucherreport des Verbraucherzentrale Bundesverbands kontinuierlich ab. Die Mehrzahl der Befragten (90 Prozent) sieht die Politik in der Verantwortung ihre Interessen als Verbraucher zu schützen. Aber nur 17 Prozent vertrauen der Politik beim Thema Verbraucherschutz. Dieser Wert ist seit 2017 um zehn Prozentpunkte gesunken. Verbraucherschutz kann dazu beitragen, das Vertrauen in die Demokratie wieder zu stärken. Verbraucherschutz kann als Kit in der Gesellschaft fungieren. Das stützen auch die Ergebnisse des Verbraucherreports 2019: Verbraucherschutz trägt für die Mehrheit der Befragten (90 Prozent) entscheidend zur persönlichen Sicherheit bei.
Wichtige Themen für Verbraucher
Neben Gesundheit und Pflege sowie Finanzen und Versicherungen hat der Verbraucherreport besonders zwei Themen identifiziert, die Verbrauchern Sorgen bereiten: Nur jeder zweite legt monatlich Geld für das Alter zurück. Jeder dritte Befragte spart nicht monatlich für die Vorsorge. Neben zu geringen finanziellen Möglichkeiten ist einer der Hauptgründe, dass sie vorhandenen Anlagemöglichkeiten nicht vertrauen. Auch die Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen zeigt: Im Finanzbereich ist der Bereich Geldanlage und Altersvorsorge eines der größten Probleme für Verbraucher. Allein 26 Prozent der Beschwerden, die die Marktwächter sammeln, im Themenfeld Finanzen kommen aus diesem Bereich.
Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) sehen laut Verbraucherreport ihre Interessen im Bereich Telefon und Mobilfunk gut geschützt. Gestützt wird dieses Ergebnis durch die Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen: Das Thema Mobilfunk ist für Verbraucher im digitalen Bereich das größte Ärgernis. 4.080 (22 Prozent) der 18.949 Beschwerden beim Marktwächter Digitale Welt gab es zu diesem Thema.
Politikcheck: vzbv hat noch einige Sterne zu vergeben
Mit dem Politik-Check bewertet der Verbraucherzentrale Bundesverband regelmäßig die wichtigsten Vorhaben der Bundesregierung aus Verbrauchersicht. 100 Tage nach der Wahl, nach einem Jahr, zur Halbzeit und ein Jahr vor der nächsten Wahl. Für begonnene und abgeschlossene Vorhaben der Bundesregierung werden Sterne vergeben.
„Für die zweite Halbzeit der Großen Koalition stehen noch zahlreiche Verbraucherschutzvorhaben auf der Agenda, die die Bundesregierung angehen muss, um das Leben der Verbraucher einfacher, sicherer und bezahlbarer zu machen“, sagt Klaus Müller.
Im Verbraucherreport befragt der vzbv jedes Jahr 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher nach ihrer Meinung rund um das Thema Verbraucherschutz. Die repräsentative Umfrage hat der Verband 2019 zum dritten Mal in Auftrag gegeben.
Die Erkenntnisse werden durch die Marktbeobachtung des Verbandes gestützt. Grundlage für das System der Marktwächter sind alle Anfragen und Beschwerden von Verbrauchern, die von den bundesweit 16 Verbraucherzentralen in einer zentralen Datenbank gesammelt werden.