- vzbv-Sofortprogramm: Zehn Maßnahmen für mehr Verbraucherschutz in den ersten 100 Tagen nach Amtsantritt einer neuen Bundesregierung
- Hohe Preise im Alltag müssen als drängendstes Problem schnell angegangen werden
- Guter Verbraucherschutz bietet Lösungen für Alltagsprobleme der Menschen
Für ihre Alltagsprobleme und einen immer teureren Alltag erwarten Verbraucher:innen Lösungen von der Politik. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) präsentiert zehn Vorschläge als Sofortmaßnahmen in den ersten 100 Tagen nach Amtsantritt für die nächste Bundesregierung, um die drängendsten Themen anzugehen. Mit Beschlüssen für mehr Verbraucherschutz sollte die künftige Bundesregierung Handlungsfähigkeit demonstrieren und so Vertrauen in Staat und Markt stärken.
„Die enormen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Energie und an vielen anderen Stellen des täglichen Lebens gehören zu den größten Sorgen der Menschen in Deutschland“, sagt Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik beim vzbv. „Die künftige Bundesregierung muss schnell Maßnahmen ergreifen, um die Preissteigerungen in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig muss eine neue Regierung verhindern, dass sich immer mehr Menschen durch Dispo- oder Buy-Now-Pay-Later-Kredite überschulden“, sagt Gurkmann.
Faire Lebensmittelpreise sicherstellen
„Die hohen Lebensmittelpreise im Supermarkt machen vielen Menschen schon lange zu schaffen. Wie diese hohen Preise zustande kommen, ist meist nicht nachvollziehbar. Da wundert es nicht, dass die Mehrheit der Verbraucher:innen die Lebensmittelpreise als unfair empfindet. Die künftige Regierung muss hier in den ersten 100 Tagen gegensteuern“, sagt Gurkmann. Der vzbv fordert die Einrichtung einer Preisbeobachtungsstelle, die Kosten und Preise vom Bauern bis zum Supermarkt erfasst. So wären Lebensmittelpreise erstmals nachvollziehbar.
Eine aktuelle forsa-Befragung im Auftrag des vzbv zeigt: 61 Prozent der Verbraucher:innen empfinden die derzeitigen Lebensmittelpreise als eher nicht oder gar nicht fair.
Strompreis für private Haushalte senken
„Im Jahr 2024 haben Steuern und Netzentgelte knapp die Hälfte des Strompreises für Privathaushalte ausgemacht. Das ist viel zu viel, Deutschland hatte europaweit die höchsten Energiepreise. Die nächste Bundesregierung muss in den ersten 100 Tagen beschließen, die Stromsteuer auf das von der EU vorgeschriebene Minimum zu reduzieren. Das würde Verbraucher:innen direkt entlasten“, sagt Gurkmann (Quelle: Monitoringbericht 2024 der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts).
Überschuldung durch Dispo- und Buy-Now-Pay-Later-Kredite verhindern
„Kredite können helfen, finanzielle Engpässe zu überbrücken oder größere Anschaffungen wie ein Auto zu ermöglichen. Sie sollten Verbraucher:innen aber nicht finanziell überfordern und in die Überschuldung treiben“, sagt Gurkmann.
Um eine finanzielle Überforderung von Verbraucher:innen zu verhindern, fordert der vzbv, dass Kreditgeber verpflichtet werden, die verfügbare Höhe des Dispokredites so festzulegen, dass Verbraucher:innen ihn innerhalb von zwölf Monaten zurückzahlen können. Zudem sollte auch bei Buy-Now-Pay-Later-Krediten genau geprüft werden, ob sich Verbraucher:innen die Rückzahlung wirklich leisten können.
Die Zeit drängt: Am 20. November 2025 endet die Frist zur Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie. „Die künftige Bundesregierung muss schnell Maßnahmen ergreifen, um Verbraucher:innen besser vor Überschuldung zu schützen“, so Gurkmann.
Preise für Fernwärme transparenter machen
Wie die Fernwärmepreise zustanden kommen, ist für Verbraucher:innen derzeit nicht nachvollziehbar. Es fehlt eine systematische Kontrolle der Preise und ihrer Zusammensetzung. „Die nächste Bundesregierung muss in den ersten 100 Tagen eine verbraucherfreundliche Novellierung der Fernwärmeverordnung beschließen“, sagt Jutta Gurkmann. „In einem zweiten Schritt muss dann eine bundesweite Preisaufsicht folgen.“
Stärken, was alle stärkt: Verbraucherschutz
„Die ersten 100 Tage nach Amtsantritt sind entscheidend für den Erfolg der nächsten Bundesregierung“, sagt Gurkmann. „Mit Sofortmaßnahmen für guten Verbraucherschutz kann eine neue Regierung zeigen, dass sie die Alltagsprobleme der Menschen ernst nimmt. Damit schafft sie Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik, aber auch in den Markt. Das stärkt alle: Verbraucher:innen, Wirtschaft und Gesellschaft.“
Methode
forsa-Befragung zu Lebensmittelpreise: Repräsentative Telefonumfrage von 1.001 Personen ab 18 Jahren in Deutschland durch das Institut forsa im Auftrag des vzbv. Statistische Fehlertoleranz: max. ± 3 Prozentpunkte in der Gesamtstichprobe. Befragungszeitraum: 2. bis 4. Dezember 2024.