Betreiber von Online-Dating-Portalen agieren nicht immer verbraucherfreundlich. Viele Partnervermittlungen verlangen hohe Geldbeträge als Ersatzforderungen beim Widerruf. Singlebörsen und Erotikportale setzen mitunter Fake-Profile ein, um Verbraucher zu hohen Ausgaben zu verleiten. Das ergab eine Untersuchung der Marktwächterexperten der Verbraucherzentrale Bayern.
Die Auswertung von mehreren Hundert Beschwerden über Online-Dating-Plattformen zeigt, dass Nutzer, die ihre Daten in die Hände der Betreiber von Singlebörsen und Erotikportalen legen, damit oft ein hohes Risiko eingehen: „In teilweise haarsträubenden Formulierungen räumen sich Portalbetreiber in ihren Geschäftsbedingungen etwa das Recht ein, unter dem Namen des Kunden Nachrichten zu schreiben. Das sehen wir sehr kritisch und rufen Verbraucher zu Vorsicht und Wachsamkeit bei der Nutzung dieser Portale auf“, sagt Susanne Baumer, Teamleiterin beim Marktwächter Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Bayern. Einige Portale behalten sich vor, Daten von Nutzern weiterzugeben oder diese auf anderen Webseiten zu veröffentlichen. Ein Anbieter will die Daten sogar erst sieben Jahre nach Vertragsende löschen. Die Marktwächter haben bereits mehrere Anbieter abgemahnt und untersuchen weitere Aspekte des Marktes.
Fake-Profile mit frei erfundenen Daten
Verbraucher können nie sicher sein, wie viele potentielle Partner auf einem Portal wirklich zu finden sind. „Fake-Profile, inaktive Nutzer und Love-Scammer, also die modernen Heiratsschwindler, reduzieren deren Zahl oft deutlich“, sagt Baumer. Besonders ärgerlich für Verbraucher sind moderierte Dienste. Deren Mitarbeiter verleiten Nutzer mit frei erfundenen Profilen, möglichst viele kostenpflichtige Kontakte aufzurufen. „Hier geht es nach unserer Einschätzung ausschließlich darum, die Umsätze der Portalbetreiber zu erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit echter Kontakte ist äußerst gering“, so die Verbraucherschützerin weiter.
Verbraucher berichten auch von Problemen mit untergeschobenen Verträgen oder Abofallen. Bei einigen Anbietern werden aus Probeabos ohne weitere Information kostenpflichtige Premiumabos. Viele Portalbetreiber erschweren ihren Kunden darüber hinaus die Kündigung: „Verbraucher melden uns häufig, dass Kündigungen ignoriert oder unberechtigte Forderungen durch Inkassobüros eingetrieben werden“, so Baumer. Zu hohe Ersatzforderungen beim Widerruf des Vertrags sind ein weiteres Problem, mit dem viele Nutzer von Dating-Portalen zu kämpfen haben.
Für den Marktüberblick hat das Team 307 Beschwerden, die innerhalb eines Jahres von den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen mit ausführlichen Fallbeschreibungen in das Frühwarnnetzwerk der Marktwächter gemeldet wurden, ausgewertet. Die gemeldeten Anbieter wurden vor der Auswertung drei Portalkategorien zugeordnet: Partnervermittlung – Portal schlägt potenzielle Partner vor --, Singlebörsen – selbständige Suche in den Profilen – und Erotikportale – Vermittlung von Kontakten für Erotik. So konnten Aussagen zu den verschiedenen Segmenten getroffen werden.
Die Verbraucherzentralen werden den Markt des Online-Datings weiter beobachten. Tipps für Verbraucher gibt es auf www.verbraucherzentrale.de unter dem Suchwort „Singlebörsen“.