- vzbv fordert: Kulanzregelungen für nicht genutzte Abo-Tickets müssen überall angeboten werden.
- Bund und Länder müssen Verkehrsunternehmen unterstützen, um Angebot attraktiv zu halten.
- Chance der Digitalisierung nutzen: ÖPNV sollte Verbrauchern Mobilität mit wenigen Klicks ermöglichen.
In Folge der Corona-Krise sind die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr drastisch gesunken. Ebenso wurde das Angebot teilweise massiv zurückgefahren. Dies bringt insbesondere für Menschen, die nach wie vor auf den Nahverkehr angewiesen sind, Probleme mit sich. Zeitgleich leiden Verkehrsunternehmen unter stark verringerten Fahrgeldeinnahmen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert schnelle finanzielle Unterstützung vom Bund und den Ländern. “Der öffentliche Nahverkehr muss seine Rolle als Rückgrat einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität behalten und ausbauen können“, so Klaus Müller, Vorstand des vzbv.
„Viele Berufstätige arbeiten derzeit von zu Hause aus, auch Schülerverkehr findet kaum statt. Risikogruppen wie Rentner sind zudem angehalten, keine unnötigen Ansteckungsrisiken in Bussen und Bahnen einzugehen. Diese Fahrgäste haben wegen der Corona-Einschränkungen kaum Nutzen von ihren Abo-Verträgen mit den Verkehrsunternehmen. Sie erwarten zu Recht Kulanzregelungen, zum Beispiel ihr Abo pausieren zu können“, so Müller weiter. „Damit ÖPNV-Unternehmen ihren Fahrgästen entgegenkommen können, müssen sie finanziell vom Bund und von den Ländern dazu in die Lage versetzt werden. Hier besteht schneller Handlungsbedarf.“
Infektionsschutz in Bussen und Bahnen einführen
Der Fahrscheinverkauf an Automaten und in den Fahrzeugen ist dramatisch zurückgegangen. Dies hat zu einem teilweise reduzierten Angebot geführt. „Ein Nahverkehr auf Sparflamme darf nicht zur Normalität werden. Das Angebot muss zügig ausgeweitet werden. Dabei müssen intelligente Maßnahmen zum Infektionsschutz eingeführt werden“, fordert Müller. Dazu gehöre die Ausweitung des Angebots mit mehr Fahrzeugen und einem engeren Takt. Wichtig seien zudem insbesondere Maßnahmen wie eine intelligente Fahrgastverteilung in den Fahrzeugen mit Hilfe von Auslastungsanzeigen oder Sperrflächen im Türbereich, eine optimierte Fahrgastlenkung an Bahnhöfen oder das konsequente Freihalten von Abteilen für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer. Die Unternehmen müssten ihr Möglichstes tun, um eine sichere Nutzung von Bus und Bahn zu ermöglichen und das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen.
Zudem sollten die Unternehmen und Verbünde Fahrgästen kostenlos Masken zur Verfügung stellen, damit die beschlossene Maskenpflicht im Nahverkehr nicht zum Ausschluss von Kunden führe. Personal, das normalerweise für die Fahrscheinkontrolle eingesetzt werde, könnte bei der Kontrolle der Einhaltung der Maskenpflicht unterstützen.
Reputation des ÖPNV schützen und stärken
Der öffentliche Nahverkehr macht wie viele Branchen derzeit eine schwierige Zeit durch. Aus Sicht des vzbv muss es jedoch das Bestreben von Kommunen, Ländern und Bund sein, negative Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. „Ein attraktiver ÖPNV ist essentiell für die selbstbestimmte Mobilität von Millionen Menschen. Zudem ist er ein Schlüssel für die Erreichung der Klimaziele und einer zukunftsfähigen Mobilität für alle. Leidet die Reputation des Nahverkehrs in Folge der Corona-Krise, kann das auf lange Sicht fatale Folgen haben. Politik und Branche müssen sich ihrer Pflicht bewusst sein und alles tun, um den ÖPNV zukunftsfähig zu machen“, so Müller.
Der vzbv fordert in einer Stellungnahme für die öffentliche Anhörung zu Mobilitätsplattformen im Verkehrsausschuss am 6. Mai 2020, dass die notwendige Förderung des öffentlichen Verkehrs einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung und Vernetzung der Verkehrsmittel setzen sollte. Für den notwendigen Mobilitätswandel müssten die Umsteige-Widerstände reduziert werden. Die intelligente Verknüpfung von Mobilitätsdiensten müsse Mobilität mit wenigen Klicks ermöglichen.
Aufruf: Erfahrungen in der Corona-Krise melden
Um Betrug, Abzocke und Missbrauch von Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Corona-Krise weiter zu verfolgen, benötigen die Verbraucherschützer die Hinweise und Beschwerden von Betroffenen. Diese können ihre Erfahrungen direkt online unter https://marktwaechter.de/corona melden.
Verbraucherinnen und Verbraucher, die Hilfe in ihrem individuellen Fall benötigen, sollten die Beratungsangebote der Verbraucherzentralen nutzen, Informationen unter www.verbraucherzentrale.de/beratung.