Elektronische Bezahlverfahren wie PayPal oder SOFORT Überweisung werden von Online-Käufern immer häufiger genutzt, um bequem am Computer einzukaufen. Das geht aus einer Untersuchung des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Brandenburg hervor. Zugleich herrscht in einem überwiegenden Teil der Bevölkerung große Skepsis über den Umgang der E-Payment-Anbieter mit personenbezogenen Daten. Als Teil der Untersuchung zeigt eine repräsentative Umfrage: Viele Verbraucher wünschen sich mehr Mitbestimmung bei der Verwendung ihrer persönlichen Daten und sehen eine mögliche Nutzung beispielsweise zur Personalisierung von Preisen oder der Bildung eines Nutzerprofils kritisch.
Der Online-Handel wächst und mit ihm die Möglichkeiten für Verbraucher, elektronisch Zahlungen vorzunehmen. Zwar nutzen Verbraucher auch weiterhin klassische Rechnungen oder das Lastschriftverfahren, doch auch elektronische Zahlungsmöglichkeiten sind inzwischen etabliert. Insgesamt elf dieser Bezahlverfahren von E-Payment-Anbietern haben die Experten des Marktwächters Digitale Welt ausfindig gemacht. Dafür hatten die Verbraucherschützer zuvor die 181 umsatzstärksten Online-Händler sowie Anbieter von Dienstleistungen im Internet gesichtet und die dort angebotenen Verfahren untersucht. Diese unterscheiden sich zum Teil deutlich in ihrer Funktionsweise und damit auch in der Erfassung personenbezogener Daten.
Bezahldienstleister greifen oft auf die Daten der Online-Käufer zu
Die Analyse der unterschiedlichen Bezahlverfahren zeigt: Bei mehr als der Hälfte der Anbieter müssen Verbraucher ein Nutzerkonto anlegen. Spätestens über dieses haben die Anbieter Zugriff auf personenbezogene Daten der Kunden. Eine solche Datenpreisgabe ist für viele Verbraucher jedoch ein Hemmnis, elektronische Bezahlsysteme zu nutzen. Besonders unter den älteren Verbrauchern über 50 Jahren geben knapp ein Viertel der Befragten an, aufgrund der Datenpreisgabe solche Bezahlsysteme nicht zu nutzen. Das zeigt die bundesweit durchgeführte repräsentative Umfrage des Marktwächters Digitale Welt in Zusammenarbeit mit forsa.
Nutzer stehen der Weiterverwendung ihrer Daten skeptisch gegenüber
Wie die Umfrage verdeutlicht, würden rund 34 Prozent der Nutzer elektronischer Bezahldienstleister das Verfahren ablehnen, wenn sie sicher wüssten, dass ihre personenbezogenen Daten zur Personalisierung von Preisen und Werbung genutzt werden. Insgesamt 30 Prozent geben an, die Dienste nicht nutzen zu wollen, wenn ihre Daten zur Erstellung eines Käuferprofils verwendet würden. Zudem wünschen sich Verbraucher mehr Mitbestimmung in Bezug auf den Umgang mit ihren Daten.
„Verbraucher stehen hier vor einem Dilemma: Wollen sie die bequemen und schnellen Lösungen der Bezahldienstleister nutzen, müssen sie oftmals in den sauren Apfel beißen und ihr Einverständnis für etwas geben, das sie eigentlich gar nicht wollen – nämlich für die Weiterverwendung ihrer Daten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die Nutzung der Daten zur Personalisierung abschreckend wirken“, erklärt Dr. Kirsti Dautzenberg, Teamleiterin des Marktwächters Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Brandenburg.
Marktdominanz einzelner Bezahldienstleister zeichnet sich ab
Aufgrund guter Wachstumsprognosen für den Online-Handel ist abzusehen, dass auch elektronische Bezahlverfahren weiter an Bedeutung gewinnen. Wie die Marktwächterumfrage zeigt, greift auch heute schon ein überwiegender Teil der Online-Käufer darauf zurück: Insgesamt haben bereits rund 77 Prozent der Befragten, die im Internet einkaufen, schon mindestens einmal elektronische Bezahlverfahren genutzt. Drei Viertel geben an, den Anbieter PayPal zu nutzen. Jeder Zweite zahlte bereits mit SOFORT Überweisung, aber auch Amazon Payments wird immerhin von 25 Prozent der Verbraucher, die online einkaufen, genutzt. „Deutlich wird hier, dass sich vor allem PayPal im Online-Handel etabliert hat und den Markt zurzeit dominiert“, so Dautzenberg.
Umfrage zur Nutzung und Einstellung von elektronischen Bezahlverfahren im Rahmen des Projekts Marktwächter Digitale Welt - Methode: Computergestützte Telefoninterviews (CATI), Stichprobengröße: n = 1.619, Stichprobenbeschreibung: repräsentativ für deutsche Online-Käufer ab 18 Jahren, die statistische Fehlertoleranz in der Gesamtstichprobe +/- 2,5 Prozentpunkte. Zeitraum der Durchführung: 29. September bis 10. Oktober 2016, Durchführendes Institut: forsa