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Datum: 14.10.2024

Ramona Pop: Finanzbildung gehört an die Schulen

Gastbeitrag der vzbv-Vorständin Ramona Pop, erschienen auf table.media

Zu sehen ist Ramona Pop. Im Hintergrund sind Regierungsgebäude sowie die Glaskuppel des Reichstages zu erkennen.

Quelle: © Dominik Butzmann / vzbv

In-App-Käufe in Handyspielen, Kaufempfehlungen bei TikTok oder Zahlung per Buy now, Pay later – schon Kinder und Jugendliche treffen finanzielle Entscheidungen. Darum gilt: Je früher junge Menschen Finanzkompetenzen erwerben, desto besser. Prävention hilft! Gerade junge Menschen verschulden sich zunehmend. Bei den 16- bis 29-Jährigen hat fast ein Drittel (31 Prozent) Probleme bei der Kreditrückzahlung, zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der Umgang mit Geld will gelernt sein. 

Es ist gut, dass die Bundesregierung finanzielle Kompetenzen stärken will. Gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird derzeit eine Finanzbildungsstrategie erarbeitet. Die OECD empfiehlt, gerade junge Menschen in den Blick zu nehmen. Und da kommen neben den Eltern auch die Schulen ins Spiel. Schulen sind der Ort, wo wir alle Kinder und Jugendlichen erreichen – unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Stichwort: Chancengleichheit. 

Finanzbildung kommt in Klassenzimmern zu selten an

Neu ist das Thema nicht: Die Kultusministerien hatten sich bereits 2013 darauf geeinigt, Finanzbildung im Rahmen einer umfassenden Verbraucherbildung an Schulen zu stärken (Beschluss zum Download). Doch im Klassenzimmer kommt davon noch immer nicht viel an. Gerade mal in der Hälfte der Bundesländer gibt es Vorgaben, wie Finanzbildung und andere Alltagsthemen wie gesunde Ernährung oder nachhaltiger Konsum in den Schulalltag integriert werden sollen. 

Solange es an flächendeckender Verbraucher- und Finanzbildung mangelt und unabhängige Aus- sowie Weiterbildungen für Lehrkräfte kaum angeboten werden, nutzen Schulen Angebote externer Anbieter. Unternehmen, Banken und wirtschaftsnahe Stiftungen sind längst da und bieten Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen oder Workshops an. Nicht immer ganz uneigennützig. 

Die Frage ist also: Wie gut ist, was unseren Kindern in der Schule vermittelt wird? Nicht alle Angebote sind empfehlenswert, zeigt eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv. Im August 2024 waren 130 Materialien zu Finanzthemen online, begutachtet und bewertet von unabhängigen Expert:innen. Der Anteil der Materialien mit schlechten Noten (befriedigend oder schlechter) war bei Angeboten der (Finanz-)Wirtschaft am höchsten (18 von 33). Die Gutachter:innen des Materialkompasses kritisierten unter anderem, dass die Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen. 

Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden

Die nun geplante Finanzbildungsoffensive muss sich auch daran messen lassen, wie Qualität definiert und sichergestellt wird. Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden. Sie muss von kommerziellen Interessen unabhängig sein. Auch wenn das Unterrichtsmaterial, der Workshop inhaltlich und didaktisch überzeugen – es muss klar sein, wer welche Interessen verfolgt. Gerade beim Thema Geld ist Unabhängigkeit ein hohes Gut. 

Und schließlich brauchen Schulen verlässliche Partner. Hier und da ein neues Projekt, das nach wenigen Jahren wieder verschwindet, schafft keine nachhaltige Veränderung. Schulen und Lehrkräfte brauchen langfristige Begleitung. 

Die Bundesregierung tut also gut daran, zu schauen, wo es bereits etablierte Programme gibt, die auf die Ziele der Finanzbildungsstrategie einzahlen. Mit dem Angebot „Verbraucherschule“ stärkt der vzbv schon seit 2016 Schulen, die Finanzen und andere Verbraucherthemen in den Unterricht bringen. Der vzbv unterstützt die Schulen mit Fortbildungen, geprüften Unterrichtsmaterialien und Austausch untereinander. Mittlerweile zählt das Netzwerk bundesweit rund 530 Schulen.

Bundesregierung sollte keine Doppelstrukturen aufbauen

Schon heute also leisten die Verbraucherschulen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Finanzbildung. Nur wie lange noch? Bislang gibt es keine Zusage für eine Finanzierung über 2024 hinaus. Eine nachhaltige Stärkung finanzieller Bildung sieht anders aus. Stattdessen erhält die Stiftung „Geld und Währung“ einen Auftrag zur Finanzbildung und laut Entwurf für den Bundeshaushalt für das Jahr 2025 stolze 4,5 Millionen Euro. [Hinweis der Redaktion: Etat-Entwürfe zum Download: Bundesfinanzministerium, Seite 27; Bundesministerium für Bildung und Forschung, Seite 8] Für weitere drei Jahre wurden weitere 8,1 Millionen Euro vorgemerkt. Wenn die Bundesregierung mit diesen Mitteln erst neue Strukturen aufbaut oder gar Doppelstrukturen schafft, verschwendet sie Zeit und wertvolle Ressourcen. 

Finanzbildung gehört als Teil von Verbraucherbildung ins Curriculum jeder Schule in Deutschland. Anbieterunabhängig, qualitätsgeprüft und werbefrei. 11,2 Millionen Schüler:innen könnten profitieren. Das wäre ein großer Schritt – ganz im Sinne der Finanzbildungsstrategie. 

 

Der Artikel ist erschienen auf table.media im September 2024.

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