Die Energiekosten für Verbraucher könnten sinken, wenn Bundesregierung und EU Umlagen, Steuern und Abgaben auf Strom flexibilisieren würden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens:
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Vom Staat veranlasste Umlagen, Steuern und Abgaben machen derzeit mehr als die Hälfte des Strompreises aus, den Privatverbraucher in Deutschland bezahlen. Fast alle dieser Preisbestandteile werden pro verbrauchter Kilowattstunde erhoben, nicht etwa in Abhängigkeit vom Einkaufspreis des Stroms. Die Folge: Für Verbraucher bleibt der Strompreis relativ hoch, selbst wenn der Einkaufspreis für Energieversorger sinkt.
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Damit Verbraucher stärker von flexiblen Strommarktpreisen profitieren, müssten auch die staatlich veranlassten Preisbestandteile flexibilisiert werden. In diesem Fall würden Privatverbraucher stärker als heute finanziell entlastet, wenn sie einen Teil ihres Stromverbrauchs in Zeiten geringer Preise verlegen – etwa das Elektroauto in der Nacht laden oder die Waschmaschine am Wochenende laufen lassen.
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Das Gutachten legt zudem Reformvorschläge zur EU-Energiebesteuerungsrichtlinie vor. So sollte zum Beispiel eine flexible Besteuerung von elektrischem Strom und anderen Energieträgern ermöglicht werden.
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Zudem sei erstrebenswert, die Besteuerung von Energieerzeugnissen in der EU stärker an Klimaschutzgesichtspunkten auszurichten – und Verbrauchern die Möglichkeit zu bieten, sich daran in höherem Maße zu beteiligen.
Der vzbv setzt sich für eine verbraucherfreundliche Reform der staatlich veranlassten Strompreisbestandteile ein. Diese sollte folgende Ziele verfolgen:
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Senkung des Strompreises für private Verbraucher, um die Sektorkopplung in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zu ermöglichen.
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Netz- und systemdienliches Verbraucherverhalten sollte finanziell honoriert werden.
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Anreize für ein ökologisch-nachhaltiges Stromerzeugungssystem.
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Faire Finanzierung der gesamtgesellschaftlichen Kosten der Energiewende durch alle Verbrauchergruppen (Industrie, Gewerbe, private Verbraucher).
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Vermeidung sozialer Härten in den verschiedenen Untergruppen der privaten Verbraucher – vor allem für nicht-flexible Verbrauchergruppen.
Das Gutachten wurde vom Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts an der Universität zu Köln erstellt. Sie finden es im Download-Bereich.
Der vzbv erhält immer wieder Beschwerden von Verbrauchern, in denen diese über teils drastische Erhöhungen des Arbeits- oder Grundpreises für Strom und Gas berichten. Auch verklausulierte Preiserhöhungsschreiben einiger Energieanbieter ärgern die Verbraucher. Haben Sie aktuell oder in den letzten Jahren eine Preiserhöhung Ihres Energieanbieters erhalten? Dann können Sie helfen, indem Sie uns die relevanten Unterlagen, wie Preiserhöhungsschreiben und Energierechnungen zusenden: Energiepreiserhöhungen: Senden Sie uns Ihre Unterlagen! | Verbraucherzentrale.de