- Die jährliche Ersparnis bei Stromtarifen mit Bonus betrug bei den untersuchten Tarifen im ersten Jahr durchschnittlich nur 44 Euro im Vergleich zu verbraucherfreundlichen Tarifen.
- Im zweiten Vertragsjahr rentierten sich die untersuchten Tarife nicht mehr. Sie waren meist sogar teurer als die Grundversorgung.
- Sofortboni sind sicherer als Neukundenboni.
Wer einen Stromvertrag abschließt, schaut fast immer auf den Preis. Ein Vertrag mit Bonuszahlung erscheint da mitunter auf den ersten Blick besonders günstig. Doch Verbraucher sparen bei solchen Tarifen nur im ersten Jahr, zeigt eine Untersuchung des Marktwächter Energie. Ab dem zweiten Jahr waren die untersuchten Tarife fast immer teurer als verbraucherfreundliche Vergleichstarife, meist sogar im Vergleich zur Grundversorgung. Außerdem erhält nicht jeder Kunde den Bonus, da dessen Auszahlung teilweise an bestimmte Bedingungen geknüpft wird.
Verbrauchern erscheinen Bonustarife von Stromanbietern in Vergleichsportalen oft besonders günstig. Doch die Einsparungen sind überschaubar. „Die jährliche Ersparnis im Vergleich zu verbraucherfreundlichen Tarifen betrug im Durchschnitt nur 44 Euro“, sagt Marie Barz, Referentin beim Marktwächter Energie. Im zweiten Vertragsjahr rentierten sich die untersuchten Tarife nicht mehr. Sie waren meist sogar teurer als die Grundversorgung. Auch wenn die durchschnittlichen Kosten über einen Zeitraum von zwei Vertragsjahren verglichen werden, waren die Bonustarife immer teurer als die verbraucherfreundlichen Vergleichstarife. Die bonusbedingte Ersparnis im ersten Vertragsjahr wiegt also die Mehrkosten im zweiten Vertragsjahr nicht auf.
Die Berechnung der tatsächlichen Ersparnis ist ebenfalls nicht einfach, denn die Informationen über die Bonuszahlungen und deren Bedingungen sind auf den Vergleichsportalen an unterschiedlichen Stellen zu finden. Beispielsweise werden die Bonuszahlungen manchmal verbrauchsabhängig berechnet und manchmal nicht – was auf den Vergleichsportalen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Vergleichsportale sollten mehr Transparenz schaffen
„Um mehr Preistransparenz für Verbraucher und keine weiteren Anreize für zweifelhafte Tarifangebote zu schaffen, sollten Vergleichsportale den Bonus bei der Ermittlung des Gesamtpreises nicht berücksichtigen“, fordert Philipp von Bremen, Geschäftsbereichsleiter Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband. „Zudem sollten sämtliche Informationen über den Bonus in einem einzigen, druckfähigen Dokument enthalten sein, das sich Verbraucher herunterladen können.“
Besondere Fallstricke lauern auch bei der Auszahlung der Boni. Im Frühwarnnetzwerk des Marktwächter Energie gingen Fälle ein, bei denen die Stromanbieter die Boni erst nach Aufforderung durch den Kunden zahlten. Einige Anbieter schließen die Auszahlung in bestimmten Fällen aus, beispielsweise wenn der Kunde umzieht, selbst dann, wenn er den Vertrag am neuen Wohnort fortführt. Auch diese Information ist manchmal nur im Kleingedruckten zu finden. Insgesamt zeigte die Untersuchung: Sofortboni sind sicherer als Neukundenboni. Denn Letztere werden später ausgezahlt – manchmal erst nach Ende der Vertragslaufzeit.
Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.marktwaechter.de.
Zum Hintergrund:
Die systematische Analyse und Auswertung realer Erfahrungen und Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern sind die Grundlage dieser Untersuchung des Marktwächter Energie aus dem Jahr 2019. Mit der Marktbeobachtung aus Verbraucherperspektive haben die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zwischen 2017 und 2019 ein Frühwarnsystem aufgebaut, das Aufsichts- und Regulierungsbehörden unterstützt und den Verbraucherschutz in Deutschland schneller, zielgenauer und schlagkräftiger macht. Das Marktwächter-Projekt wurde in seiner Aufbauphase (2017-2019) als Projekt durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert. Seit Beginn 2020 ist die Marktbeobachtung eine dauerhafte, institutionelle Aufgabe des vzbv.
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