- Ab 1. April müssen kostenpflichtige Streaming-Dienste im EU-Ausland genauso genutzt werden können, wie am Heimatort.
- Andere Onlineangebote wie Mediatheken sind weiterhin nicht oder nur sehr begrenzt im EU-Ausland nutzbar.
- vzbv fordert: EU-Parlament und Rat müssen Blockadehaltung aufgeben und Zugang zu digitalen Inhalten verbessern.
Ab dem 1. April können Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Netflix oder Amazon Prime Video Abonnement auch ins europäische Ausland mitnehmen und nutzen. Möglich macht das die Portabilitätsverordnung. Mediatheken und Livestreams von TV-Sendern bleiben jedoch weiterhin zu großen Teilen nur in den jeweiligen Heimatländern erreichbar. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert, den Zugang zu digitalen Inhalten EU-weit zu verbessern.
„Im Osterurlaub in Frankreich können Verbraucherinnen und Verbraucher zwar Netflix schauen, bei ARD und ZDF bleibt der Bildschirm häufig schwarz. Das muss endlich ein Ende haben“, so Martin Madej, Referent Team Digitales und Medien beim vzbv. Hinzu komme, dass Abonnements von Streaming-Diensten aus dem EU-Ausland von der Portabilitätsverordnung nicht erfasst werden.
Widerstand aus Parlament und Mitgliedsstaaten
Eine von der Europäischen Kommission vorgeschlagene weitere Verordnung, die OnlineCabSat, hätte hier zumindest eine gewisse Verbesserung bringen können. Ziel der Verordnung ist es, den Zugang zu Mediatheken und Livestreams von Fernsehsendern über innereuropäische Grenzen hinweg zu vereinfachen. Doch die Verordnung stößt auf Widerstand im Europäischen Parlament und Rat. Insbesondere die Filmwirtschaft befürchtet finanzielle Einbußen. Durch einen solchen Vorschlag, so die Angst, würde die Axt an die Grundpfeiler ihrer Finanzierung gelegt: den Verkauf von Lizenzrechten in jedem einzelnen EU-Land.
Grenzbäume in der digitalen Welt abbauen
Zwei Drittel aller jungen Leute in Europa sehen über das Internet Filme und Serien. „Es ist im ureigenen Interesse Europas, dass Bürger Kultur- und Informationsangebote aus der gesamten EU nutzen können. Nur so kann die EU dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Öffentlichkeit und Identität näher kommen“, so Madej. „In Zeiten großer Europaskepsis sollten die EU-Parlamentarier und Mitgliedsstaaten für eine bessere Verbreitung europäischer Inhalte in Europa sorgen.“
Heute können Verbraucher überall in Europa problemlos Autos kaufen und arbeiten. Nur bei digitalen Inhalten haben die Grenzbäume weiterhin Bestand. Der vzbv fordert deshalb vom Europäischen Parlament und Rat, seine Blockadehaltung zugunsten aller Verbraucher in der EU aufzugeben – und damit auch ein Stück europäische Identitätsstiftung zu betreiben.