Untersuchungen des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Bayern haben viele unfaire Praktiken von Online-Dating-Portalen aufgedeckt. Dazu gehören Fake-Profile. Ende 2017 hat das Marktwächter-Team mit einer eigenen Recherche 187 Online-Dating-Portale identifiziert, die laut Ihren AGB auch Fake-Profile einsetzen. Verbraucher flirten dabei nicht mit anderen Privatpersonen, sondern mit Mitarbeitern des Dating-Portals – meist ohne dies zu wissen. „Chancen zum Kennenlernen eines potenziellen Partners gibt es bei Fake-Profilen nicht, obwohl mit echten Kontakten geworben wird“, sagt Susanne Baumer, Teamleiterin beim Marktwächter Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Bayern.
Der Einsatz von Fake-Profilen wird meist nicht gesondert gekennzeichnet. Trotz des Einsatzes dieser Profile vermitteln 171 der 187 Portale den Eindruck, Kontakte mit echten Personen herstellen zu können. Nur 16 Portale vermitteln nicht den Eindruck, auf ihren Seiten reale Personen kontaktieren zu können.
Bei 41 der 187 gesichteten Online-Dating-Portale befindet sich in den AGB, auf der Startseite, oder an beiden Stellen ein Hinweis, dass fiktive Profile im Chat gekennzeichnet werden. „Dieser Hinweis ist allerdings nicht an prominenter Stelle platziert, so dass Verbraucher ihn nur schwer finden“, kritisiert Baumer.
Markt für Online-Dating verändert sich schnell
Beim Online-Dating handelt es sich um einen Markt, der sich schnell verändert. Das betrifft die Verfügbarkeit der Webseiten ebenso wie die Anbieter selbst und die AGB. Zum Beispiel konnte die Seite terumi.de im Dezember 2017 noch aufgerufen werden, im Januar 2018 nicht mehr. Bemerkenswert ist auch, dass sich bei zwei Seiten der Flirtano GmbH die AGB in einem wesentlichen Punkt geändert haben. Zum Beispiel fand das Marktwächter-Team am 11. Dezember 2017 in den AGB von milfs.de noch die Passage „Die moderierten Profile sind nicht gesondert im Portal gekennzeichnet und Information, Texte und Bilder der moderierten Profile verweisen nicht auf tatsächliche Personen und es sind keine realen Treffen mit diesen Profilen möglich.“ Diese Passage fehlte zehn Tage später.
Verbraucher finden auf verbraucherzentrale.de eine Liste mit Dating-Portalen, die Fake-Profile verwenden. In einem weiteren Dokument haben die Marktwächter häufig verwendete AGB-Formulierungen gesammelt, die auf fiktive Profile hinweisen. Zu finden sind die Dokumente unter: www.verbraucherzentrale.de/fake-profile
Methode
Die Seiten wurden im November und Dezember 2017 recherchiert. Zunächst wurde eine Liste erstellt, die alle Seiten umfasst, die potenziell fiktive Profile einsetzen. Diese Liste wurde gespeist aus:
- In das Frühwarnnetzwerk der Verbraucherzentralen gemeldeten Seiten. Zusätzlich wurden Beschwerdeseiten und Facebook ausgewertet.
- Eine Internetrecherche nach einschlägigen Formulierungen in den AGB der Seiten. Dazu wurden zunächst auf Seiten, die für den Einsatz von fiktiven Profilen bekannt sind, Suchphrasen identifiziert. Dies geschah anhand von Beschwerden aus dem Frühwarnnetzwerk der Verbraucherzentralen und weiteren Listen. [1]
- Hinweise in Medienberichten, Blogs und Seiten, auf denen Dating-Portale vorgestellt und verglichen werden.
Alle Einträge in dieser 316 Portale umfassenden Liste wurden im Anschluss aufgerufen, Startseiten und AGB gesichtet und dokumentiert. Konnte kein Hinweis auf fiktive Profile gefunden werden, wurden die Portale aus der Liste gestrichen. Am Ende der Analyse-Phase blieben 187 Portale, die angeben, fiktive Profile einzusetzen.
[1] Siehe Hintergrundpapier „Textstellen in AGB, die auf fiktive Profile hinweisen“