- Die Energiewende wird mit großer Mehrheit unterstützt, ihr Ausbautempo wird aber weiter als zu langsam bewertet.
- Befragte befürworten mehrheitlich Bürgerstromtarife und Mieter wünschen sich, dass sich der Mieterstrom für sie rechnet.
- Fast sieben von zehn Befragten wollen, dass Industrieausnahmen von der EEG-Umlage nicht mehr von Verbraucherinnen und Verbrauchern finanziert werden.
Die Energiewende kann nur mit der Unterstützung der Verbraucher umgesetzt werden. Dazu müssen sie finanziell entlastet werden und von den Maßnahmen der Energiewende profitieren können. Eine onlinerepräsentative Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zeigt, dass Verbraucher die Energiewende unterstützen, sich aber eine zügigere Umsetzung und finanzielle Entlastung wünschen. Die anstehende Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) bietet der Bundesregierung die Chance, die Bedürfnisse der Verbraucher stärker zu berücksichtigen.
“Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher eine ambitionierte Energiewende wünschen. Diese Zustimmung muss die Bundesregierung mitnehmen und für eine verbraucherfreundliche Umsetzung der Klimaschutzziele nutzen. Die aktuelle Neugestaltung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes bietet jetzt die Chance dazu. Insbesondere bei Mieterstrom- und Bürgerstromtarifen im Sinne der Verbraucher muss der Bundestag noch deutlich nachbessern,“ sagt Thomas Engelke, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Energiewende schneller umsetzen
Die Unterstützung für die Energiewende ist nach wie vor groß. Vier von fünf Befragten (80 Prozent) unterstützen das Ziel der Energiewende, also den Ausstieg aus der Atomenergie und die langfristige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien bei weitgehendem Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas. Gleichzeitig dauert gut jedem Zweiten die Umsetzung der Energiewende zu lange: 53 Prozent sind eher oder sehr unzufrieden mit dem Ausbautempo. Nur 35 Prozent sind eher oder sehr zufrieden. Durch diese Befragungsergebnisse wird ein Signal an die Politik gesendet, die Reform des EEG zügig und ambitioniert umzusetzen.
Kostengünstige Bürgerstromtarife anbieten, Mieterstrom muss sich rechnen
61 Prozent der Befragten unterstützen vergünstigte Bürgerstromtarife bei der Errichtung von Windkraft- oder Solarfreiflächenanlagen für Verbraucher vor Ort, auch wenn diese Vergünstigungen von allen Stromkunden mitfinanziert werden müssen. Der vzbv fordert solche Bürgerstromtarife als einen Ausgleich für Betroffene vor Ort.
Mieterstrom fristet seit Jahren ein Schattendasein. Im Rahmen der aktuellen EEG-Novelle könnte das geändert werden. Zwar würden viele Mieter in Mehrfamilienhäusern Mieterstrom nutzen (82 Prozent), allerdings muss sich der Mieterstromvertrag auch rechnen. 67 Prozent der Mieter würden sich nur dann für Mieterstrom entscheiden, wenn das Angebot kostengünstiger ausfällt als die jeweils aktuellen Stromverträge. Der vzbv fordert, dass die Bedingungen für Mieterstrom so geändert werden, dass Bewohner von Mehrfamilienhäusern in der Breite davon profitieren können. Dazu zählen die Gleichstellung von Mieterstrom und Eigenstrom, Quartiersansätze und die Entbürokratisierung für Mieterstrom bei kleinen Mehrfamilienhäusern bis sechs Wohnungen.
Industrieausnahmen von der EEG-Umlage nicht von Verbrauchern finanzieren
Energieintensive Betriebe sind von der EEG-Umlage weitgehend befreit. Andere Unternehmen und private Haushalte müssen diese Ausnahmen zusätzlich über ihren Strompreis schultern. 43 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, die Befreiungen künftig aus Steuermitteln zu finanzieren. Für 26 Prozent der Befragten kommt nur eine Streichung der Befreiungen in Frage. Der vzbv fordert die Befreiungen aus Steuermitteln zu finanzieren und damit die EEG-Umlage substantiell zu senken.
Methode: Online-Befragung. Grundgesamtheit: Internetnutzer ab 14 Jahren. Stichprobengröße: 1.008 Befragte. Erhebungszeitraum: 3. - 8. November 2020. Statistische Fehlertoleranz: max. +/- 3 Prozentpunkte in der Gesamtstichprobe. Institut: hopp Marktforschung.